Die Corona-Krise führt zu einem Gästemangel in Hotels. Darum werden Preise gesenkt. Weitere Entlassungen und Konkurse drohen dennoch.
Hotelzimmer
Hotelzimmer gibt es diese Tage oft vergünstigt. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • 66 Prozent der Stadthotels müssen ihre Preise senken. Jedes fünfte Berghotel ebenfalls.
  • Weil Gäste fehlen, wird Personal entlassen und es drohen Konkurse.
  • Hotelleriesuisse fordert jetzt schnelle À-fonds-perdu-Beiträge.

Die Tourismusbranche ist von der Corona-Krise besonders stark betroffen. Die neusten Einschränkungen des Bundesrats haben die Situation weiter verschlechtert.

Das führt dazu, dass Schweizer Hotels ihre Zimmer aktuell teils deutlich günstiger anbieten. Dies zeigt ein Blick auf die Webseite von Schweiz Tourismus. Hotels aus der ganzen Schweiz locken mit Preisabschlägen oder zusätzliche Gratis-Nächten. Je nach Angebot sparen Kunden 33 Prozent.

Online-Bewertungen
Online gibt es aktuell viele günstige Hotelangebote. - Keystone

Eine Trendwende ist nicht in Sicht – im Gegenteil: Gemäss einer aktuellen Umfrage des Branchenverbands Hotelleriesuisse sind 21 Prozent der alpinen Hotels wegen der Krise gezwungen, ihre Preise in den kommenden Monaten zu senken. Bei den Stadthotels sind es gar 66 Prozent.

Hoffen, dass sich die Auslastung erhöht

«Weil die Nachfrage viel geringer ist, gibt es sehr hohe Überkapazitäten», sagt Jürg Stettler, Tourismusexperte der Hochschule Luzern. Das führe automatisch dazu, dass die Preise zurückgehen, um die Auslastung zu erhöhen.

«Betroffen sind insbesondere die Orte und Anbieter, bei denen dieser Ausfall am grössten ist.» Heisst: Vor allem in Städten und Ortschaften, die stark auf ausländische Gäste ausgerichtet sind – etwa Interlaken oder Luzern. «Umgekehrt haben Orte und Hotels mit einem hohen Schweizer Anteil eine hohe Auslastung und zum Teil höhere Preise», beobachtet Stettler.

Fluggesellschaft Swiss
Jürg Stettler ist an der Hochschule Luzern Vizedirektor des Wirtschaftsdepartements und Leiter des Instituts für Tourismuswirtschaft. - zVg

Trotzdem: Gemäss Hotelleriesuisse rechnen die meisten Schweizer Hotels während der Wintersaison mit einem Umsatzminus. Selbst in den alpinen Regionen erwarten diesen Winter 76 Prozent der Hotelbetreiber einen Umsatzeinbruch.

Branche fordert Gratis-Geld

Hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig sagte gestern der «SonntagsZeitung»: «Wenn jetzt schnell À-fonds-perdu-Beiträge gesprochen werden, können wir das Schlimmste verhindern.» Er fordert zudem eine zweite Runde Covid-Kredite.

Die Situation ist ernst. In der Hotellerie ist eine Entlassungswelle im Gange. 53 Prozent der Stadthotels planen Entlassungen, in den Bergregionen 18 Prozent der Betriebe. Insgesamt liegt die Arbeitslosenquote im Gastgewerbe aktuell bei 9,4 Prozent. Das ist fast doppelt so hoch wie im Vorjahr.

Andreas Züllig
Andreas Züllig ist Präsident von Hotelleriesuisse. - Nau

Und es dürfte nicht bei den Entlassungen bleiben. Ende November rechneten bereits 8 Prozent der Schweizer Hotels mit einem Konkursrisiko von 61 Prozent. Im Juni – nach der ersten Welle im Frühling – waren es noch 3 Prozent der Hoteliers.

«Die aktuelle Situation hat nichts mehr mit einem gesunden Strukturwandel zu tun», sagt Züllig. Die staatlichen Hilfen seien nicht so gross, als dass ungesunde Betriebe langfristig überleben könnten. «Viele haben nicht einmal die Covid-Kredite bezogen und sich gleich zum Aufhören entschieden, weil sie die Beträge sowieso nie zurückzahlen könnten.»

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