Trotz der ersten Effekte durch gelockerte Massnahmen ist die Wirtschaftskrise in der Schweiz noch lange nicht vorbei, erklärt KOF-Direktor Sturm.
Wirtschaftskrise Jan-Egbert Sturm
Jan-Egbert Sturm von der Konjunkturforschungsstelle KOF warnt vor der anhaltenden Wirtschaftskrise. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bis sich die Wirtschaftslage in der Schweiz normalisiert, sei es noch ein langer Weg.
  • KOF-Direktor Jan-Egbert Sturm erklärt: Eine Rezession ist unvermeidlich.
  • Der Staat sollte sich überlegen, wie er den Motor wieder in Gang bringen könnte.

Die Konsumentenstimmung im Inland muss sich laut KOF-Direktor Jan-Egbert Sturm richtig erholen. Zusätzlich habe die Schweiz als Exportland das Problem, dass die internationale Konjunktur noch lange nicht wieder so laufe wie vorher. Dies sagte Sturm in einem Interview mit dem Tamedia-Medien (Donnerstagausgabe).

In vielen Ländern sei die gesundheitliche Krise noch nicht überwunden. Das gelte nicht zuletzt für die USA, Grossbritannien und für Länder der Europäischen Union. Diese Länder sind für die Schweizer Unternehmen wichtige Absatzmärkte.

wirtschaft
Industriestimmung in der Eurozone hellt sich leicht auf. (Symbolbild) - sda - KEYSTONE/AP/FABIAN BIMMER

Eine Rezession sei unvermeidlich. Zwar dürfte es im Detailhandel und bei einzelnen Dienstleistungsbranchen eine Erholung geben. In der Industrie sei jedoch zu befürchten, dass die Krise erst richtig begonnen habe. Die Auftragsbücher leerten sich.

Und dort, wo es Aufträge gebe, komme es zu Produktionsengpässen, weil Lieferketten unterbrochen seien und deshalb Vorleistungsprodukte fehlten. In diesen Branchen werde die Krise noch sehr viel länger dauern, prognostiziert Sturm.

Wirtschaftskrise noch nicht vorbei

Die Massnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft, die Bund und Kantone ergriffen hätten, bereits wieder aufzuheben, sei problematisch. Ein zu rasches Ende könne zu Arbeitslosigkeit führen. Nicht alle Unternehmen dürften rasch aus der Kurzarbeit herauskommen.

Stellen-Anzeiger
Ein Mann liest den Stellen-Anzeiger. - Keystone

Der Staat sollte sich überlegen, wie er den Motor der Wirtschaft wieder in Gang bringen könne, sagte Sturm. Zum Beispiel könnte die Nationalbank eine Erhöhung der Sozialbeiträge verhindern, indem sie die Arbeitslosenversicherung stütze.

Auch könnte das in der Not geschaffene Instrument der Kredite vorläufig beibehalten werden. Auf diese Weise können Investitionen der Unternehmen angekurbelt werden. Trotz aller Bemühungen werden die Arbeitslosigkeit steigen. Die KOF rechnet in diesem Jahr im Schnitt mit einer Quote von 3,6 Prozent und für 2021 mit 4,3 Prozent.

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