Viele Schweizer haben wegen der Corona-Krise ihren Job verloren oder kommen wegen Kurzarbeit kaum noch über die Runde. Das dürfte zu mehr Armut führen.
Armut
Die Corona-Krise dürfte zu mehr Armut führen. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Seco erwartet eine Arbeitslosenquote von 3,8 Prozent für 2020.
  • Caritas erwartet, dass die Armut wegen der Corona-Krise steigen wird.

Die Corona-Krise trifft die Schweizer Wirtschaft hart. Das hat direkten Einfluss auf den Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote hat in den letzten Monaten stark zugelegt. Und dürfte weiter steigen.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) prognostiziert für 2020 eine Quote von 3,8 Prozent. Zum Vergleich: Letztes Jahr lag der Wert bei 2,3 Prozent.

Besonders stark nimmt die Arbeitslosigkeit bei der Generation Ü55 und bei Jungen zu. Abgebaut wird oft in Tieflohnbranchen, häufig betroffen sind Teilzeitstellen.

Coronavirus Lockdown
Wegen des Coronavirus mussten Restaurants in der Schweiz schliessen. - Keystone

In der Schweiz wurde für bis 1,9 Millionen Menschen Kurzarbeit beantragt. Stark betroffen sind Angestellte im Detailhandel und Gastgewerbe. Also Personen aus Tieflohnbranchen, die wegen der Kurzarbeit noch weniger im Portemonnaie haben.

Viele benötigen Überbrückungshilfe

Die Konsequenz dieser Entwicklungen: «Es ist sehr zu befürchten, dass die Armut ansteigt», sagt Caritas-Sprecher Stefan Gribi. Konkrete Zahlen fehlen zwar noch. Doch bei den Sozialberatungen registriert das Hilfswerk einen «deutlichen Anstieg» von Hilfesuchenden.

Caritas bietet Unterstützung an. «Wir können Überbrückungshilfe leisten, auch mit Unterstützung aus der Sammlung der Glückskette», sagt Gribi. Bisher hat Caritas während der Corona-Krise 6000 Personen unter die Armen gegriffen.

Rund zwei Millionen Franken sind geflossen, bis 1000 Franken pro Person. Im April und Mai wurden rund dreimal so viele Unterstützungsbeiträge geleistet, wie in den Vorjahresmonaten.

RAV Coronavirus
Wegen Coronavirus: Die RAV verzeichnen deutlich mehr Arbeitslose als im Vormonat. - Keystone

«Hier zeigt sich deutlich, dass viele Menschen, die vorher aus eigener Kraft über die Runde kamen – wenn auch oft sehr knapp – nun in Schwierigkeiten geraten sind», sagt Gribi. Etwa wegen Lohnreduktion infolge Kurzarbeit, wegen dem Ausfall von Stundenlöhnen oder wegen dem Wegfall von Aufgeboten bei Arbeit auf Abruf.

Deutlicher Anstieg der Sozialhilfe erwartet

Die wirtschaftliche Entwicklung bereitet auch der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) Sorgen. Sie erwartet einen Anstieg der Sozialhilfe ins Jahr 2022 von rund 28 Prozent.

Dabei dürfte es eine Verzögerung geben, erklärt Gribi. «Es wird einige Monate dauern, bis dies durchschlägt, da die Betroffenen zuerst ALV beziehen, dann – wenn vorhanden – ihre finanziellen Reserven aufbrauchen müssen, bis sie berechtigt sind, Sozialhilfe zu beziehen.»

Gemäss dem Bund sind in der Schweiz 660'000 Personen (7,9 Prozent der Bevölkerung) von Einkommensarmut betroffen. Überdurchschnittlich stark betroffen sind Alleinerziehende, aber auch Pensionierte. Die letzten Zahlen sind von 2018, sie dürften mittlerweile höher sein.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

JobsArbeitslosenquoteArbeitsmarktArbeitslosigkeitCaritasGlücksketteFrankenArmut