Die Finanzkrise vor rund zehn Jahren brachte auch die Schweizer Pensionskassen ins Wanken. Die Wogen sind geglättet, jedoch könnte eine neue Krise schaden.
Franken Zins
Münzen liegen auf einem Tisch. (Symbolbild) - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Anlageberatungsfirma Complementa führt eine jährlichen Studie zu den Pensionskassen durch.
  • Laut Studie liegt der durchschnittliche Deckungsgrad knapp unter Vorkrisenniveau.

Die Schweizer Pensionskassen haben ihre Verluste aus der Finanzkrise zehn Jahre danach grösstenteils wieder ausgebügelt: Der durchschnittliche Deckungsgrad liegt nur wenig unter dem Vorkrisenniveau. Doch eine neue Krise könnte die zweite Säule schnell ins Wanken bringen. Das Tiefzinsniveau treibt die Vorsorgeinstitute vermehrt in riskantere Anlagen.

Momentan können die Pensionskassen die zukünftigen Renten gut finanzieren: Im letzten Jahr lag der Deckungsgrad im Schnitt bei 108,0 Prozent, 1,1 Prozentpunkte tiefer als vor zehn Jahren – knapp vor dem Ausbruch der Finanzkrise. In Folge dieser Krise stürzte der Deckungsgrad damals in nur einem Jahr in eine Unterdeckung von 91,7 Prozent ab.

Anpassungen kosten Deckungsgrade

Wie die Pensionskassen zehn Jahre nach der Krise dastehen, untersuchte die Anlageberatungsfirma Complementa im Rahmen ihrer jährlichen Studie «Risiko Check-up 2018». Seit der Finanzkrise hätten die Pensionskassen grosse Anstrengungen unternommen, sagte Studienleiter Jürgen Rothmund heute Dienstag vor den Medien.

Noch deutlich positiver sei die Entwicklung des Deckungsgrades in den letzten zehn Jahren zu werten, wenn verschiedene vorgenommene Anpassungen berücksichtigt würden.

So musste aufgrund der Negativzinsen der technische Zinssatz fortlaufend gesenkt werden. Dieser wird zur Berechnung für die erwartete Rendite auf dem Vorsorgekapital genutzt. Allein das habe den Deckungsgrad um geschätzte 7,5 Prozentpunkte gedrückt, sagte Rothmund. Die steigende Lebenserwartung habe ebenfalls etwa 4 Prozentpunkte gekostet. Allerdings seien weitere Anpassungen nötig. Diese dürften den Deckungsgrad um weitere 0,8 Prozentpunkte drücken.

Im laufenden Jahr machen den Pensionskassen zusätzlich die flauen Aktienmärkte zu schaffen. 2018 könnte der Deckungsgrad zwar auf 106,2 Prozent sinken, weil die Renditen nicht vom Fleck kommen. Doch auch damit wären die Verpflichtungen weiterhin gedeckt.

Höhere Risiken

Dennoch ist nicht alles eitel Sonnenschein. Zehn Jahre Krisenbekämpfung haben auch ihre Spuren hinterlassen. So haben Notenbanken weltweit die Zinsen gedrückt, um die Wirtschaft zu stützen. Durch die tiefen Zinsen werden die Pensionskassen aber gezwungen, höhere Risiken einzugehen, um die nötigen Erträge zu erwirtschaften, wie Rothmund weiter ausführte.

Waren früher noch die Hälfte der Vorsorgegelder in der zweiten Säule in Liquidität und den als relativ sicher geltenden Obligationen angelegt, sind es heute nur noch knapp 40 Prozent. Dafür investieren Pensionskassen vermehrt in Aktien, Immobilien und alternative Anlagen.

«Bei einer Kurskorrektur sind die Reserven schnell weg und die Kassen können in eine Unterdeckung fallen», sagte Thomas Breitenmoser, Leiter Investment Consulting/Controlling bei Complementa. Dazu kämen Illiquiditätsrisiken durch die alternativen Anlagen.

Drohende Verluste nach Zinsanstieg

Indirekt könnte schon ein Zinsanstieg die Pensionskassen vor Probleme stellen. Zwar dürfte ein Zinsanstieg das Renditepotential und damit die Vorsorgesicherheit mittelfristig erhöhen, wie es in der Studie hiess. Doch sei es wahrscheinlich, dass Aktien, Immobilien und Alternative Anlagen auf einen Zinsanstieg mit deutlichen Verlusten reagierten. Dabei geht für die zweite Säule vor allem von den Aktien das grösste Verlustrisiko aus.

Allerdings hätten die Pensionskassen durchaus dazugelernt, sagte Complementa-Chef Heinz Rothacher. So sei es heute üblich, immer wieder auf die gewählte Strategie zurückzukommen. So würden zu Jahresbeginn jeweils die Anteile der verschiedenen Anlagekategorien wieder ausgeglichen. Das trage stark zur Reduzierung von Risiken bei.

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