Im Oktober 2017 verletzte ein Jugendlicher in Flums SG mehrere Menschen mit einem Beil. Heute beginnt der Prozess in Mels SG.
Flums SG
Bei einer Tankstelle konnte der Täter von der Polizei gestoppt werden. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Heute steht in Mels SG ein Jugendlicher wegen eines Amoklaufs vor Gericht.
  • Seit der Tat befindet sich der Teenager in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik.

Der heute 18-jährige Amokläufer, der im Oktober 2017 in Flums mehrere Menschen mit einem Beil angegriffen und verletzt hat, muss sich heute Mittwoch vor dem Jugendgericht Werdenberg-Sarganserland in Mels SG verantworten.

Angeklagt ist der junge Mann des mehrfachen versuchten Mordes, der versuchten Brandstiftung, der mehrfachen, teilweise versuchten einfachen Körperverletzung und weiterer Delikte. Die Jugendanwaltschaft fordert eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und eine 500-Franken-Busse. Zudem soll der Beschuldigte in einer geschlossenen Einrichtung untergebracht werden, verlangt der Jugendanwalt.

Wie üblich bei Verhandlungen an Jugendgerichten ist auch im aktuellen Fall die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Die akkreditierten Medien sind zu einem Teil der Verhandlung zugelassen.

Fiel wegen bizarren Fantasien auf

Laut Anklageschrift war der Jugendliche schon Monate vor seinem Amoklauf mit bizarren Gewalt- und Tötungsfantasien aufgefallen. Die Behörden wurden eingeschaltet und eine psychiatrische Begutachtung vereinbart. Noch vor diesem Termin kam es zum Amoklauf des damals 17-Jährigen.

Am Abend des 22. Oktober 2017 packte er laut Anklageschrift zuhause seinen Ausweis und Bargeld in einen Rucksack, dazu kamen unter anderem ein Teppichmesser und ein Scherenhebel. Im Keller holte er sich noch ein kleines Beil. Dann legte er Feuer im Einfamilienhaus, wo er mit seiner Mutter und seinem Stiefvater lebte, und ging in Richtung Dorfzentrum von Flums.

Sieben Menschen verletzt

Dort spazierte gerade ein Ehepaar vorbei, der Mann schob den achtmonatigen Sohn im Kinderwagen. Der Beschuldigte attackierte ihn sofort mit dem Beil, so dass der Mann schwer verletzt und bewusstlos zu Boden ging. Dann ging der Amokläufer auf die Frau los und verletzte auch sie schwer. Das Baby blieb unverletzt.

Ein zufällig im Auto dazukommender Passant griff ein und wurde ebenfalls verletzt. Dann ging der Jugendliche auf dessen Frau im Auto los, verletzte sie, drängte sie aus dem Wagen und fuhr weg. Er prallte gegen einen Gartenzaun und setzte seinen Amoklauf zu Fuss fort. Bei einer Tankstelle attackierte er drei Frauen – darunter eine Hochschwangere –, bis die Polizei ihn stoppte und festnahm.

Der Beschuldigte war in Lettland aufgewachsen, 2013 aber zu seiner Mutter und dem Stiefvater in die Schweiz gezogen. Seit Sommer 2016 absolvierte er eine Lehre. Nach seinem Amoklauf sass er ein paar Monate in Untersuchungshaft. Später wurde er in eine geschlossene psychiatrische Klinik eingewiesen, wo er sich seither befindet.

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