Ein Zürcher Restaurant schlägt bei Onlinezahlungen automatisch zehn Prozent Trinkgeld vor. Ein Gast beklagt sich auf Social Media – viele geben ihm recht.
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Eine Restaurantbesucherin zahlt mit Karte. - DPA

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Gast eines Zürcher Restaurants beklagt sich online über «räuberische» Praktiken.
  • Bei der Zahlung via Twint wird automatisch zehn Prozent Trinkgeld eingerechnet.
  • Der voreingestellte Betrag könne einfach geändert werden, verteidigt sich der Besitzer.
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Eine Gruppe von vier Freunden hat in einem Zürcher Restaurant weit mehr berappt als eigentlich gedacht.

Einer von ihnen wollte nämlich nach dem Essen bei Miss Miu in der Europaallee mit Twint bezahlen. Nach dem Scannen des QR-Codes wird er auf die Webseite des Restaurants weitergeleitet. Dort klickt er sich durch den Bezahlvorgang, merkt aber erst später, dass er weit mehr gezahlt hat als gedacht.

Einem zweiten Mitglied der Gruppe fällt dann auf, dass das Trinkgeld auf der Webseite per Schieberegler angepasst werden kann. Dieser steht aber automatisch schon bei zehn Prozent – was dem anderen Gast nicht aufgefallen ist.

Gast beklagt sich über «räuberische» Praktik

Einer der vier macht nun in den sozialen Medien seinem Ärger Luft. Das System sei «räuberisch», schreibt Nutzer «Gilereth» in einem Post auf der Social-Media-Plattform «Reddit». Sein Freund sei regelrecht «hereingelegt» worden.

«Mir ist klar, dass gewisse Leute sagen würden, es ist sein Fehler, weil er den Betrag nicht überprüft hat. Aber das erwartet man ja nicht», meint er. Zahlreiche andere Nutzer auf der Plattform geben ihm dabei recht, einige bezeichnen die Praktik sogar als «illegal». Die Schweiz sei ja nicht wie Amerika, wo Servicemitarbeitende oft vom Trinkgeld leben müssen.

Geben Sie im Restaurant Trinkgeld?

«Ich kann es nachvollziehen, dass die Gäste damit Mühe haben», sagt auch Urs Pfäffli, Präsident von Gastro Zürich, gegenüber «ZüriToday». Das Trinkgeld sei in der Schweiz inbegriffen. Daher sei es gerade ausländischen Gästen gegenüber nicht korrekt, zu suggerieren, dass zehn Prozent gezahlt werden sollten.

Daniel Wiesner, Co-Geschäftsführer der Familie Wiesner Gastronomie AG, zudem auch das Miss Miu gehört, verteidigt sich. Der Kunde könne den voreingestellten Betrag einfach ändern, meint er gegenüber «ZüriToday».

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Das Trinkgeld wird oftmals in bar gegeben.
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Eine Restaurantbesucherin zahlt mit Karte.
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Das Trinkgeld wird beim Zahlen mit der Kreditkarte oft vergessen.

Das Trinkgeld sei bei digitalen Zahlungen bei allen Restaurants des Unternehmens bei zehn Prozent eingestellt, erklärt er. Der Familie Wiesner Gastronomie AG gehören etwa auch die Restaurants Kitchen Republic, Negishi, Nooch oder Angry Chicken.

Weniger Trinkgeld bei Online-Zahlung

Das Gastrounternehmen habe in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass die Kunden bei digitalen Zahlungen kaum mehr Trinkgeld geben. Dies liege daran, dass das Trinkgeld im Zahlungsprozess nicht abgebildet werde – nicht daran, dass der Kunde nichts zahlen wolle. Die Empfehlung sei daher völlig legitim.

«Wir probieren nicht, diese Option zu verstecken», erklärt Wiesner dem Newsportal. «Das wäre komplett falsch. Alle sollen selbst entscheiden können, wie viel Trinkgeld sie geben wollen.» Bisher habe es fünf Beschwerden wegen des Systems gegeben, das bei den Restaurants des Unternehmens schon lange im Einsatz sei.

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