Eine Zuger Firma verkaufte der halben Welt Chiffriergeräte. Sie soll dabei eine Hintertür für den US-Geheimdienst eingebaut haben. Der Bundesrat wird aktiv.
CIA
Die CIA hat jahrelang über eine Schweizer Firma gefälschte Verschlüsselungstechnik an andere Regierungen verkauft. - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Zuger Firma hat für die CIA jahrelang gefälschte Verschlüsselungstechnik verkauft.
  • Der Geheimdienst hatte eine Hintertür einbauen lassen, damit er mitlesen konnte.
  • Jetzt wird der Bundesrat aktiv. Auch Politiker mischen sich in die Diskussion ein.
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Die Crypto AG aus dem Kanton Zug hat im Auftrag des US-Geheimdienstes CIA über 40 Jahre lang gefälschte Chiffriergeräte verkauft. Die Geräte zur Verschlüsselung von Kommunikation hatten eine Hintertür für die Amerikaner und den deutschen Bundesnachrichtendienst (BND) eingebaut. So konnten die Geheimdienste jahrzehntelang die verschlüsselte Kommunikation anderer Regierungen mitlesen.

Vergangenes Jahr wurden dem «ZDF» und der «Washington Post» rund 280 Seiten Akten zum Fall Crypto zugespielt. Die Unterlagen, heute als «Cryptoleaks» bekannt, seien echt und würden von der CIA und dem BND stammen. Die «Rundschau» widmet der Geschichte am Mittwochabend eine Sondersendung.

Manipulierte Geräte in 130 Länder verkauft

Über eine Briefkastenfirma soll die CIA seit den 70er-Jahren die Crypto AG kontrolliert haben. Der BND war bis 1993 Partner in dem Unterfangen. So wurden die manipulierten Geräte in insgesamt 130 Länder verkauft. Beim Falklandkrieg, der US-Invasion in Panama oder der Befreiung von US-Geiseln im Iran soll die eingebaute Hintertür eine entscheidende Rolle gespielt haben.

Der Verdacht, dass die Crypto AG nicht ganz neutral sei, kam erstmals in den 90er-Jahren auf. Damals wurde der Vertreter Hans Bühler im Iran verhaftet und in ein Militärgefängnis gesteckt. Die Firma dementierte daraufhin die Vorwürfe vehement. Beweise gab es nie.

«Schlüsselpersonen» in der Schweiz wussten Bescheid

Aus den neuen Dokumenten geht hervor, dass mehrere hochrangige Beamte des Schweizer Nachrichtendienstes von der Hintertür wussten. Auch «Schlüsselpersonen» in der Regierung hätten von den Vorgängen gewusst. Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) will mit der Geschichte nichts zu tun haben, weil er erst seit 2010 existiere.

VBS Beschaffungen
Bundesrätin und VBS-Vorsteherin Viola Amherd ging im Sommer 2019 ersten Gerüchten um die Crypto AG nach. - Keystone

Bereits aktiv geworden ist der Bund. Viola Amherd soll bereits im Herbst den Bundesrat informiert haben. Sie war im Sommer 2019 ersten Gerüchten nachgegangen, welche die Crypto AG betrafen. Das VBS hat im Januar dann den ehemaligen Bundesrichter Niklaus Oberholzer eingesetzt, um den Fall aufzurollen. Er soll bis Ende Juni einen Bericht fertigstellen.

Der Bund selber soll über Jahrzehnte ebenfalls Verschlüsselungssysteme der Crypto AG bezogen haben, schreiben die Onlinemedien der «TX-Group». Diese stehen teilweise immer noch im Einsatz. Die Systeme wurden in den vergangenen Wochen auf Sicherheitslücken abgecheckt. Die Fachstelle für Kryptologie innerhalb der Führungsunterstützungsbasis (FUB) der Armee hätte «Schwächen in den Systemen ausschliessen können».

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