Haben Sie eine übrige Unterhose im Schrank? Dann nichts wie unter die Erde damit! Die Behörden wollen so wertvolle Erkenntnisse für die Wissenschaft sammeln.
Beweisstück Unterhose
Der Bund will, dass wir am 20. und 21. April unsere Unterhosen vergraben. - Acroscope / Beweisstück Unterhose

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz soll landesweit Unterwäsche in der Erde verschwinden.
  • Damit soll mit einem Augenzwinkern auf die Bodenqualität aufmerksam gemacht werden.
  • «Je gesünder der Boden, desto gefrässiger die Bodenorganismen», heisst es im Aufruf.
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Diese Aufforderung des Bundes ist kein verspäteter Aprilscherz: «Im April 2024 heisst es ‹Unterhosen runter!›», steht in einem Aufruf zu einer Mitmachaktion, die diese Woche lanciert wurde.

Dabei handelt es sich allerdings nicht um einen Blüttel-Wettbewerb, sondern um ein Naturschutzprojekt im Namen der Wissenschaft.

«Vergrabe eine Unterhose und lass dich überraschen!», kündigt das Bundesamt für Umwelt die Unterhosen-Aktion an.

Aufgerufen zur Aktion «Beweisstück Unterhose» hat nämlich Acroscope, das Kompetenzzentrum für Landwirtschaftsforschung des Bundesamtes für Umwelt (Bafu).

Ziel sei es, «die Aufmerksamkeit der Bevölkerung mit einem Augenzwinkern auf ein ernstes und wichtiges Thema» zu lenken. Nämlich auf die Qualität der Böden, die essenziell für Artenvielfalt sei.

Unterhose sollte sich rasch zersetzen

Am übernächsten Wochenende sollen alle Interessierten eine Unterhose vergraben. Wichtig sei dabei nur, dass die Unterhose zu 100 Prozent aus Baumwolle bestehe und so komplett biologisch abbaubar sei.

Und: Die Stelle besser markieren, um den zersetzten Stoff wiederzufinden.

Würden Sie Ihre Unterhose vergraben?

Zwei Monate später soll man die Unterhose dann wieder ausgraben – oder das, was vom Höschen übrigbleibt. «Der Abbaugrad der Unterhose gibt Hinweise darauf, welche biologischen Aktivitäten im Boden vor sich gehen», heisst es.

Ist der Stoff teilweise oder gar vollständig zersetzt, deute dies auf einen gesunden und lebendigen Boden hin. Regenwürmern, Springschwänzen, Asseln und Co. sei Dank!

Denn: «Je gesünder der Boden, desto gefrässiger die Bodenorganismen und umso weniger bleibt übrig von dem guten Stück», heisst es.

Wer mitmacht, kann auch etwas gewinnen: unter anderem eine Bodenanalyse des Labors in Ins BE.

Schon einmal gab es Unterhosen-Mitmach-Aktion

Im Jahr 2021 rief der Bund schon einmal zum Unterhosen-Vergraben auf. 1000 Teilnehmende aus der ganzen Schweiz machten mit.

Die Resultate damals: Viele Schweizer Böden zeigten ein aktives Bodenleben. Entscheidend dafür war das organische Material im Boden, umgangssprachlich Humus genannt.

Insgesamt konnten über 18'900 verschiedene Bakterienarten und 6500 unterschiedliche Pilze identifiziert werden. Je mehr Humus sich im Boden befand, desto schneller wurde die Unterwäsche abgebaut.

Beweisstück Unterhose
Nach einem Monat wurden die ersten Unterhosen auf dem Juckerhof in Seegräben ZH wieder ausgegraben.
Unterhose
So sah die Unterhose nach einem Monat aus.
Unterhose
Das blieb nach zwei Monaten von der Unterhose übrig.

Unter den Teilnehmenden war auch Obstbäuerin Petra Hager vom Juckerhof in Seegräben ZH. Das Experiment zeigte, dass der Boden insgesamt gesund ist. Das bei einem durchschnittlichen Abbau von 49 Prozent der Unterhose in zwei Monaten.

Eine Bodenanalyse zeigte zudem, dass der Phosphorgehalt im Boden leicht erhöht war – wohl wegen einer früheren Überdüngung durch Heidelbeeranbau. Doch dank der Umstellung auf Permakultur sollte sich dieser Wert langfristig regulieren.

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