Für Kinderspitäler und Kinderkliniken ist ein kostendeckender Betrieb kaum möglich. Der Thurgau möchte nun die Tarifstruktur zugunsten der Spitäler ändern.
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Ein Schild signalisiert den Weg zum Kinderspital Zürich. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Defizite mehrerer Kinderspitäler sind in den letzten Jahren gestiegen.
  • Für einen kostendeckenden Betrieb sei momentan Sponsoring oder Fundraising notwendig.

Die Schweizer Kinderspitäler stehen unter grossem finanziellen Druck. Um über die Runden zu kommen, sind sie teilweise auf Spenden und Sponsoring angewiesen. Nun macht der Kanton Thurgau mit einer Standesinitiative Druck.

Der Grosse Rat Thurgau stimmte der Standesinitiative heute Mittwoch einstimmig zu. Sie verlangt, die Tarifstruktur sei so zu ändern, dass für Kinderspitäler und Kinderkliniken ein kostendeckender Betrieb möglich wird.

Eine Standesinitiative zum selben Thema hatte im Frühling auch das St. Galler Kantonsparlament verabschiedet. Der Thurgauer Regierungsrat behandelte die Motion einer Kantonsrätin der CVP/EVP-Fraktion als dringlich und befürwortete sie. Sämtliche Fraktionen unterstützten die Motion.

Durch die Fallpauschalen und die Anpassungen der Tarmed-Tarife seien die Kinderspitäler nicht mehr ausreichend finanziert, sagte Regierungsrat Jakob Stark (SVP). Allein durch die jüngsten Tarifsenkung seien den Kinderspitälern in St. Gallen, Zürich und Basel hohe Einnahmen entgangen. Innerhalb von drei Jahren stiegen die jährlichen Defizite dieser drei Kinderspitäler von 21 auf über 30 Mio. Franken.

Bei Kindern würden keine lukrativen Gelenke oder Linsen ausgetauscht, sagte ein ehemaliger Kinderarzt. «Kinder, die ins Spital kommen, sind einfach krank». Es sei eine Schande, dass Kinderspitäler in einem der reichsten Länder um Geld betteln müssten, damit sie ihre Inneneinrichtung bezahlen könnten, sagte eine Vertreterin der Grünen. Sogar für einen kostendeckenden Betrieb sind die Kinderkliniken laut mehreren Rednerinnen und Rednern auf Sponsoring oder Fundraising angewiesen.

Veraltete Klinik braucht Darlehen

Wie schwierig die finanzielle Lage der Kinderspitäler ist, zeigt das Beispiel des Ostschweizer Kinderspitals. Es ist nicht in der Lage, die dringend nötige Modernisierung mit eigenen Mitteln zu bestreiten. Für den Neubau in St. Gallen ist die Stiftung deshalb auf Darlehen ihrer Träger angewiesen.

Die Kantone St. Gallen, Thurgau, beide Appenzell sowie das Fürstentum Liechtenstein stellen dem Kinderspital für den Neubau neben dem Kantonsspital St. Gallen insgesamt 172,5 Millionen Franken an Darlehen zur Verfügung. Bis auf den Kanton Thurgau, wo das Volk am 23. September über ein Darlehen von 25,4 Millionen Franken entscheidet, haben alle Träger zugestimmt.

Die veraltete Klinik liegt heute im Osten der Stadt St. Gallen. Durch die unmittelbare Nähe zum Kantonsspital können Synergien genutzt werden. Auch die belastenden Transporte zu früh geborener oder kranker Kinder von der Geburtsklinik im Zentrum in den Osten der Stadt entfallen.

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