Wer denkt, dass die gleiche Behandlung im selben Kanton überall gleich viel kostet, denkt falsch. Ein Blick ins Aargau zeigt, wie gross die Unterschiede sind.
Operation
Der Basispreis von Operationen ist in der Schweiz nicht einheitlich. (Symbolbild) - afp

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Operation kostet in der Schweiz nicht überall das Gleiche.
  • Grund dafür sind die unterschiedlichen «Basispreise», die verhandelt werden.
  • Im Aargau sind die Behandlungstarife beispielsweise im Kantonsspital am höchsten.
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Es ist eine Frage, die viele beschäftigt: Warum sind Operationen in einigen Spitälern teurer als in anderen?

Wie eine Recherche der «Aargauer Zeitung» zeigt, gibt es erhebliche Preisunterschiede zwischen den stationären Behandlungstarifen. Zwar sind Leistungen wie eine Blinddarm-Entfernung oder die Behandlung eines Herzinfarkts mit Pauschalen vergütet. Heisst: Sie sind schweizweit einheitlich. Aber dies gilt nicht für den Basispreis, mit dem OPs verrechnet werden.

Ausgehandelt wird dieser zwischen den Spitälern und der Krankenversicherung. Was zu unterschiedlichen Resultaten führt.

Im Kanton Aargau sind OPs zum Beispiel am günstigsten in der Privatklinik Villa im Park in Rothrist. Hier liegt der Tarif bei 9275 Franken. Mehrere Hundert Franken weniger als im Kantonsspital Aarau (KSA) – wo er bei 10'050 liegt.

Damit ist das KSA für Patienten am teuersten.

OPs kosten teilweise über 1000 Franken mehr

Der Schweizer Preisüberwacher ist mit dieser Situation nicht zufrieden. Auf seiner Website listet er die konkreten Kosten der häufigsten Behandlungen auf.

Die Implantation eines künstlichen Kniegelenks kostet im KSA beispielsweise 17'316 Franken. Das sind fast 1400 Franken mehr als in der Privatklinik Villa im Park. Bei einer Geburt – vaginale Entbindung, nicht Kaiserschnitt – beträgt der Unterschied rund 400 Franken.

Operation
Die gleiche Behandlung im gleichen Kanton kostet nicht überall gleich viel. (Symbolbild)
Spital / Patient
Das liegt daran, dass die Behandlungstarife einzeln mit der Krankenversicherung ausgehandelt werden. (Symbolbild)
Spital
Mit dieser Situation ist der Schweizer Preisüberwacher unzufrieden. (Symbolbild)
Operation
Vorgeschlagen wird eine «unabhängige Tarifgenehmigungs- und -festsetzungsinstanz». (Symbolbild)

Gelten tun diese Tarife für die Kunden der Einkaufsgemeinschaft Tarifsuisse. Sie vertritt etwa 70 Prozent aller Krankenkassen. Eventuell weichen die Vergütungen anderer Versicherer davon ab, aber nur gering.

Auf Anfrage der «AZ» erklärt das KSA, dass mit den Pauschalen Behandlungskosten gedeckt werden. Und: Überschüsse zur langfristigen Finanzierung der Spitalinfrastruktur genutzt werden. «Das KSA muss einen weitaus komplexeren Betrieb aufrechterhalten als kleinere Spitäler», so das Statement. Schliesslich sei es das grösste Spital im Kanton und das drittgrösste Zentrumsspital der Schweiz.

Dies beinhalte unter anderem eine Notfallaufnahme für komplexe Fälle, die in keinem anderen Spital behandelt werden könnten. «Die höheren Betriebskosten für die komplexe medizinische Infrastruktur und für das hoch qualifizierte Personal werden in den Tarifen abgebildet», heisst es.

Preisüberwacher sieht Situation kritisch

Preisüberwacher Stefan Meierhans kritisiert, dass die Kantone im Grundversicherungsbereich die Tarife der eigenen Spitäler genehmigen. Und dass sie sie im Nichteinigungsfall zwischen Spitälern und Krankenversicherern sogar festsetzen.

Er spricht von einem «Regierungsfehler» im Krankenversicherungsgesetz – der auszumerzen sei.

Musstest du schon einmal eine Operation über dich ergehen lassen?

Stattdessen fordert Meierhans eine «unabhängige Tarifgenehmigungs- und -festsetzungsinstanz». Dem Kanton Aargau empfiehlt der Preisüberwacher einen Tarif von maximal 9280 Franken. Ein Vorschlag basierend auf seiner Analyse der Kosten- und Leistungsdaten von 160 Schweizer Akutspitälern.

Doch der Kanton Aargau ist nicht überzeugt. Die Einführung eines Massstabs lehnt er ab.

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