Eine St.Galler Rentnerin wird Opfer von Betrügern: Sie versucht unwissentlich, Kokain aus Kolumbien zu schmuggeln. Nun wurde sie verurteilt.
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Elisabeth Baumgartner (68) im Hausarrest in Bogota. Ihr drohen bis zu fünf Jahre Haft. - SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • Einer St.Galler Rentnerin droht eine jahrelange Haftstrafe in Kolumbien.
  • Im Koffer der 68-Jährigen wurden 3,7 Kilogramm Kokain gefunden.
  • Ihr Mann war auf einen Online-Betrüger hereingefallen.
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Eine St. Galler Rentnerin hat sich in Kolumbien vor einem Gericht des Drogenschmuggels schuldig bekannt, um einer längeren Strafe zu entgehen. Elisabeth Baumgartner droht nach wie vor ein jahrelanger Aufenthalt in einem berüchtigten Frauengefängnis von Bogota, berichtet die «Rundschau». Sie fiel mit ihrem Ehemann auf einen Online-Betrüger herein.

Leichtgläubigkeit im Internet gnadenlos ausgenutzt

Angefangen hat die unglaubliche Geschichte eigentlich mit Ehepartner Peter Baumgartner. Der pensionierte Schornsteinfeger ist ein gutherziger, aber leichtgläubiger Mann.

Als er sich erstmals ein E-Mail-Konto einrichtet, antwortet er auf jede einzelne Nachricht gewissenhaft, auch auf Spam. Schon bald kommen die Betrüger. Peter Baumgartner soll rund 20'000 Franken durch Online-Maschen verloren haben, errechnete die «NZZ».

Fatal wird es aber im Herbst 2021...

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Elisabeth Baumgartner bekennt sich vor Gericht schuldig. Sie habe keine Aussichten auf einen Freispruch gehabt und sei darum den Deal eingegangen, erklärt sie.
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Die Staatsanwaltschaft bot Baumgartner und ihrem Anwalt (3 v. l.) einen Deal an.
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Peter Baumgartner in seinem Büro in Gams SG.
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Elisabeth Baumgartner wurde am Flughafen festgenommen.

«Nelson» schreibt ihm aus Kolumbien. Peter habe 20,5 Millionen Dollar geerbt. Für eine Unterschrift müsse er einfach kurz nach Bogota fliegen. Weil Flugtickets und Hotel bezahlt sind und sogar seine Frau eingeladen ist, stimmt der Senior zu.

Kokain in Mitbringsel versteckt

Er überzeugt Elisabeth und die Baumgartners fliegen gemeinsam nach Kolumbien. In der Hauptstadt verbringen sie eine schöne Woche, alles ist bezahlt. «Wir waren zuvor sieben Jahre lang nicht mehr in den Ferien», sagt er.

Beim Treffen mit dem sympathischen Kontaktmann «Bruno» sagt dieser: Eine weitere letzte Unterschrift in Belgrad sei nötig, um die Transaktion zu vollziehen.

Die Baumgartners willigen ein und Bruno bittet sie, ein Geschenk an einen Mann in Serbien mitzunehmen. Es sei ihnen nie in den Sinn gekommen, dass sich dahinter böse Absichten verbargen, sagt Elisabeth Baumgartner heute.

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Im Frauengefängnis El Buen Pastor war Elisabeth Baumgartner in einer vier Quadratmeter grossen Zelle inhaftiert. Jetzt droht ihr ein erneuter Aufenthalt. - keystone

Die beiden sitzen schon im Flugzeug. Plötzlich kommt die Stewardess. Und Elisabeth wird von Polizisten in Handschellen abgeführt und festgenommen.

In ihrem Koffer, mit welchem das Ehepaar gemeinsam reiste, findet die Polizei über 3,5 Kilogramm Kokain. Versteckt in dem Geschenk von Bruno.

Am 4. Oktober 2021 wird die damals 67-Jährige in den berühmten Frauenknast Buen Pastor in Bogota in eine Zelle gesteckt. Sie spricht kein Wort Spanisch und leidet stark.

Die Schweizer Botschaft erreicht erst drei Wochen später eine Überführung in den Hausarrest. Seither ist sie in ihrer Wohnung eingesperrt.

Ehemann wollte nicht Plätze tauschen

Ihr Mann Peter konnte derweil unbehelligt zurück in die Schweiz fliegen. Dort setzte er sich für seine Frau ein, schrieb Briefe und E-Mails an Behörden, aber auch an Nelson. Dieser antwortet, er könne für Peter einen guten Anwalt gegen eine Anzahlung von 25'000 Euro organisieren.

Sind Sie schonmal auf einen Online-Betrug hereingefallen?

Nach Kolumbien fliegen und sich stellen, das will Peter Baumgartner aber nicht. Obwohl er zugibt, schuld an der ganzen Geschichte zu sein. Bei einem Geständnis würde er festgenommen und inhaftiert werden.

Das hat zu einem Bruch beim Ehepaar geführt, sie sprechen heute kaum noch miteinander. Die Staatsanwaltschaft St. Gallen hat 2022 auch ein Verfahren gegen Peter Baumgartner eröffnet.

Seine Frau Elisabeth wird noch mindestens vier Jahre Hausarrest in ihrer Kolumbien-Wohnung absitzen. Dies, weil sie gestanden hat. Ansonsten hätte ihr möglicherweise eine noch härtere Strafe gedroht.

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