Die Line-Ups der grossen Schweizer Festivals sind draussen. Doch der Andrang hält sich in Grenzen. Branchenexperten suchen Gründe.
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Die grossen Schweizer Festivals sind heute oft nicht mehr ausverkauft. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die grossen Openairs waren vor ein paar Jahren innert kurzer Zeit ausverkauft.
  • Heute sind oft bis zum Festival selber noch Tickets erhältlich.
  • Gründe dafür sind höhere Ticketpreise oder ein übersättigter Markt.

Die Line-Ups der grossen Schweizer Festivals sind draussen. Nachdem das Jazz Festival Montreux letzte Woche noch seine Höhepunkt bekannt gab, könnten sich nun alle auf die Tickets stürzen. Könnten - Denn sie tun es nicht.

Wirft man einen Blick in die Ticketverkäufe des Gurten Festivals, Zürich Openairs oder OpenAir St. Gallen, sieht es gut aus. Für diejenigen, die noch Tickets wollen. Für die Veranstalter wird es zunehmend schwierig, ihre Tickets los zu werden.

Fehlende Headliner und übersättigter Markt

Diesen Trend beobachtet auch Stefan Breitenmoser, Geschäftsführer des Branchenverbands der Schweizer Konzert-, Show- und Festivalveranstalter.

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Stefan Breitenmoser vom Branchenverband der professionellen Schweizer Konzert-, Show- und Festivalveranstalter. - SMPA

«Der Schweizer Festivalmarkt ist gesättigt, es kommen jährlich sehr viele Tickets auf den Markt.» Beinahe jede grössere Ortschaft organisiere heute ein Openair.

Hinzu komme in diesem Jahr, «dass wenig zugkräftige Headliner auf Tour sind. Einige dieser Acts bevorzugen es, eigene Stadionkonzerte zu spielen.»

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Zugkräftige Headliner wie die Foo Fighters fehlen dieses Jahr im Programm der Festivals. - Keystone

Auch würden sich die grossen Festivals punkto Line-Up zwangsläufig immer mehr einander angleichen, erklärt Breitenmoser. Denn es seien zu wenige Acts auf dem Markt. «Es wird immer schwieriger und noch teurer, bekannte Acts exklusiv zu buchen.»

Hip-Hop Festivals in komfortabler Lage

Weniger harzig läuft der Verkaufsstart einzig beim Openair Frauenfeld, dem grössten Hip-Hop Festival Europas. Dort sind die meisten derzeit erhältlichen Festivalpässe bereits ausverkauft. Doch Mediensprecher Joachim Bodmer glaubt nicht, dass es mit der Musikrichtung zu tun habe.

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Das Openair Frauenfeld, hier beim Konzert des deutschen Rappers Casper, hat entgegen der anderen Festivals schon viele Festivalpässe ausverkauft. - Keystone

«Das Openair Frauenfeld war in den letzten Jahren immer ausverkauft. Entsprechend kaufen die Gäste früher die Tickets um so sicherzustellen, dass sie am Ende ein Ticket haben.» Auch glaubt er nicht, dass zugkräftige Headliner fehlen würden, mit «Die Ärzte am St. Gallen oder Die Toten Hosen am Greenfield.»

Wir seien in der Schweiz einfach zu verwöhnt. «Wenn nicht Elvis Presley zusammen mit The Doors und Tupac auf dem Programm angekündigt werden, empfinden wir das Programm als langweilig.»

Festivals müssen Emotionen wecken

Auch wenn das Openair Frauenfeld bezüglich Ticketverkauf in einer komfortablen Lage sei, ruhe sich Bodmer und sein Team nicht darauf aus. «Wir entwickeln das Festival immer weiter, um die Gäste jedes Jahr von Neuem zu überraschen.»

Auch Breitenmoser vom Branchenverband glaubt, es könne sich noch einiges tun bis im Sommer. «Das Kaufverhalten veränderte sich über die letzten Jahre eher näher an die Veranstaltung.»

Ein Festival könne sich insofern abheben, wenn es «einen Love Brand kreiert und mit Alleinstellungsmerkmalen punktet.» Wichtig sei, «dass das Angebot auf dem Gelände, nicht nur das musikalische Angebot, laufend hinterfragt und entwickelt wird.»

Blue Balls-Booker Thomas Gisler zu den steigenden Ticketpreisen der Schweizer Festivals. - Nau
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