Im AKW Leibstadt kam es zu einem Vorkommnis mit einer Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Das Problem wurde lange nicht entdeckt.
Wiesenblumen stehen im Vordergrund des Kühlturms des Kernkraftwerks Leibstadt.
Probleme bei Notstand- und Kernnotkühlsystemen im AKW Leibstadt blieben lange unentdeckt. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im AKW Leibstadt gab es im April Probleme mit dem Notstand- und Kernnotkühlsystems.
  • Drei der insgesamt fünf Divisionen waren nicht oder nur eingeschränkt betriebsbereit.

Im AKW Leibstadt AG sind in der zweiten Hälfte des Aprils drei der total fünf Teilsysteme des Notstand- und des Kernnotkühlsystems nicht oder nur eingeschränkt betriebsbereit gewesen. Gemäss Aufsichtsbehörde war die Armaturenfehlstellung lange nicht entdeckt worden.

Bei einem Störfall wäre die Wärmeabfuhr aus dem Reaktor trotzdem jederzeit gewährleistet gewesen, wie das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) auf seiner Website schreibt.

Stufe 1 der Ereignisskala INES

Das Vorkommnis hatte jedoch eine Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Das Ensi ordnete das Vorkommnis ebenso wie der AKW-Betreiber der Stufe 1 («Anomalie») der internationalen Ereignisskala INES zu.

Konkret waren vom 14. bis 28. April drei der insgesamt fünf Divisionen des Notstand- und Kernnotkühlsystems nicht oder nur eingeschränkt betriebsbereit.

Falsche Armaturenstellungen

Das Kernkraftwerk Leibstadt (KKL) habe Massnahmen ergriffen, um ungeplante Ausfälle aufgrund falscher Armaturenstellungen im Notstandsystem in Zukunft besser erkennen zu können, hält das Ensi fest und fordert weitere Untersuchungen. Es gehe darum, die Grundursachen der lange Zeit nicht entdeckten Armaturenfehlstellung zu hinterfragen.

Bei einem regelmässigen Test hatte das KKL am 4. Mai festgestellt, dass zwei Kühlwasserarmaturen im Notstandsystem SEHR geschlossen anstatt gedrosselt waren. Die Armaturen waren seit dem vorhergehenden Test vom 23. Februar in dieser Position.

Bei einer störfallbedingten Anforderung wäre gemäss Ensi die Kühlung einer der beiden Hauptpumpen des Notstandsystems längerfristig nicht gewährleistet gewesen. Da das Notstandsystem zwei Teilsysteme umfasst, hätte die zweite Division die Funktion des Notstandsystems bei einem Ausfall der betroffenen Pumpe sichergestellt.

Eingeschränkten Verfügbarkeit

Vom 3. bis 28. April hatte das KKL gleichzeitig zur eingeschränkten Verfügbarkeit des Notstandsystems, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt war, die erste Division des Kernnotkühlsystems planmässig revidiert.

Dadurch war in dieser Zeit eine Division des Kernnotkühlsystems nicht verfügbar. Das Kernnotkühlsystem umfasst insgesamt drei Divisionen.

Am 2. Mai schaltete sich der Notstromdiesel der dritten Division des Kernnotkühlsystems bei einem periodischen Funktionstest nur verzögert zu. Grund war ein Leittechnikfehler, der behoben werden musste. Der letzte erfolgreiche Test erfolgte am 26. März.

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