Museum Tinguely: Ein Stück Geschichte mit Liebe, Mord und Kunst
Das Museum Tinguely in Basel ist ein Spaziergang durch die Ateliersiedlung Impasse Ronsin in Paris. Nebst bekannten Werken werden auch weniger berühmte gezeigt.

Das Wichtigste in Kürze
- Das Museum Tinguely Basel zeigt das Leben der legendären Ateliersiedlung Impasse Ronsin.
- Das Atelier war der Ort an dem weltberühmte Werke aber auch Morde entstanden.
- Nebst den berühmten Gemälden werden auch weniger Berühmte ausgestellt.
Das Museum Tinguely Basel lädt zu einem Spaziergang durch die legendäre Ateliersiedlung Impasse Ronsin in Paris. Sie war Schaffensort von so bekannten Künstlern wie Constantin Brâncusi und Jean Tinguely, aber auch Tatort eines spektakulären Mordes. Wer die Impasse Ronsin im Pariser Quartier Montparnasse kennt, ortet diese Künstlersiedlung sicher als Schmelztiegel der Avantgarde ein.
Mit dem Nachbau von Brâncusis Atelier vor dem Centre Pompidou hat sie denn auch ihr entsprechendes Denkmal erhalten. Für ein Zentrum der Avantgarde und Aktionskunst sprechen auch die Namen weiterer Künstler, die dort zeitweise ihr Atelier hatten. Wie etwa Max Ernst und Isamu Noguchi, oder dort verkehrten, wie Yves Klein oder Jasper Johns.
Auch Künstler die nichts mit der Moderne am Hut hatten
Die Ausstellung im Museum Tinguely mit dem schmissigen Titel «Impasse Ronsin. Mord, Liebe und Kunst im Herzen von Paris» präsentiert diesen Aspekt. Will aber auch aufzeigen, dass dieses Bild nur bedingt zutrifft. In der Ateliersiedlung waren auch viele Künstler tätig, die mit der Moderne oder der Avantgarde nichts am Hut hatten.

Die Ausstellung zeigt weiter, dass die Sackgasse nicht nur in Sachen Kunst für Schlagzeilen sorgte. Sondern auch mit einem spektakulären Doppelmord. Das war 1908 im einzigen repräsentativen Bau, wo der französische Maler Adolphe Steinheil und seine Mutter erdrosselt aufgefunden wurden. Daneben lag gefesselt Steinheils Gattin, eine berüchtigte Mätresse.
Steinheil wurde mehr durch den Mord als die Kunst berühmt
Ein kleines Blumen-Stilleben in der Ausstellung zeigt, dass Steinheil zwar durchaus malen konnte. Die ausgestellten Zeitungsausschnitte zur «Affaire Steinheil» und die Reproduktionen der Polizeifotos sorgen aber für mehr Aufmerksamkeit. Sie beweisen, dass Steinheil als Mordopfer zurecht mehr Berühmtheit erlangte denn als Künstler.
Bei weiteren Künstlern, die in der «Impasse Ronsin» tätig waren, wird nachvollziehbar, warum man deren Namen nicht mehr kennt. Das tut der Qualität und Attraktivität der Ausstellung aber keinen Abbruch – im Gegenteil. Die Ausstellung will aufzeigen, wie heterogen die Nutzer- und Bewohnerschaft während der über hundert Jahre war.
Museum Tinguely bietet auch Highlights
Natürlich sind im Museum Tinguely auch Highlights zu sehen: etwa Werke von Brâncusi, Tinguely, Eva Aeppli, Niki de Saint Phalle, Bruno Spoerri, Max Ernst oder Jasper Johns. Es sind nicht allzu viele. Aber sie stehen stellvertretend dafür da, dass in der Impasse sehr wohl Avantgarde- und Aktionskunstgeschichte geschrieben wurde.