Mädchen leiden unter Schönheitsdruck durch Social Media
Eine JAMESfocus-Studie zeigt: Mädchen in der Schweiz stehen durch Social Media stärker unter Druck als Jungen.

Schweizer Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren spüren den Einfluss sozialer Netzwerke deutlich. Eine neue Studie der ZHAW und Swisscom belegt nun, dass Mädchen dabei erheblich stärker betroffen sind als Jungen.
Über 1000 Jugendliche aus allen drei Sprachregionen der Schweiz wurden für den JAMESfocus-Bericht befragt. Das Resultat ist eindeutig: Mädchen haben Schlankheitsideale wesentlich stärker verinnerlicht als ihre männlichen Altersgenossen, wie «Persönlich» schreibt.
Schlankheitsideale senken das Selbstwertgefühl
Bei Jungen spielen muskulöse Idealbilder zwar auch eine Rolle, dieser Unterschied ist jedoch deutlich weniger ausgeprägt. Besonders problematisch zeigt sich die Verinnerlichung von Schlankheitsidealen, berichtet der «Sarganserländer».
Jugendliche, die stark dem Wunsch nacheifern, dünn zu sein, haben ein signifikant niedrigeres Selbstwertgefühl. Bei muskulösen Idealbildern fand die Studie hingegen keinen solchen Zusammenhang.
Medienpsychologin warnt vor negativen Effekten
Die ZHAW erklärt das Phänomen gegenüber dem «Nachrichten Informationsdienst Wissenschaft». Je stärker vorherrschende Schlankheitsideale verinnerlicht sind, umso niedriger ist der Selbstwert von Jugendlichen.
Muskulöse Idealbilder stellen für den Selbstwert möglicherweise eine geringere Bedrohung dar. Sie könnten zu sportlicher Aktivität motivieren, die wiederum das Wohlbefinden stärkt, so die Forscherin.
Algorithmen spielen zentrale Rolle
Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern könnten auf verschiedene Erfahrungen innerhalb sozialer Netzwerke zurückzuführen sein. Was Jugendliche auf den Plattformen sehen, ist aufgrund algorithmischer Empfehlungen sehr individuell, meldet «Nachrichten Informationsdienst Wissenschaft».

Mädchen kommen möglicherweise häufiger mit Inhalten in Kontakt, die starken Fokus auf Äusserlichkeiten legen. Dies vermuten die Studienautorinnen und -autoren in ihrer Untersuchung.
Ältere Jugendliche unter mehr Druck
Mit zunehmendem Alter steigt auch die wahrgenommene Bedeutung von Schönheitsidealen. 16- bis 19-Jährige stimmen Aussagen eher zu als 12- bis 13-Jährige, wie «zuerioberland24.ch» schreibt.
Die Aussage, es sei wichtig, gut auszusehen, um in der Gesellschaft etwas zu erreichen, findet bei älteren Jugendlichen mehr Zustimmung. Gleichzeitig steigt mit dem Alter aber auch der Selbstwert.
Mädchen nutzen täglich Social Media
Dies könnte mit der intensiveren Nutzung sozialer Netzwerke zusammenhängen, berichtet «zuerioberland24.ch». 95 Prozent der 16- bis 19-Jährigen nutzen täglich oder mehrmals täglich soziale Medien.
Bei den 12- bis 13-Jährigen sind es 82 Prozent. Mit stärker wahrgenommenem Druck durch soziale Netzwerke geht auch ein niedrigerer Selbstwert einher.
Experten fordern frühe Prävention
Michael In Albon von Swisscom betont die Wichtigkeit von Aufklärung. Bilder und Videos in sozialen Medien sind oftmals inszeniert und stark bearbeitet, erklärt der Jugendmedienschutz-Beauftragte gegenüber dem «Nachrichten Informationsdienst Wissenschaft».

Sie transportieren unrealistische Ideale. Da Schlankheitsideale bereits früh verinnerlicht werden, sollten Präventionsmassnahmen nicht erst im Jugendalter ansetzen.
Bezugspersonen als wichtige Vorbilder
Gregor Waller von der ZHAW appelliert an erwachsene Bezugspersonen. Ein wohlwollender Umgang mit dem eigenen Körper kann Mädchen und Jugendliche in der Entwicklung eines gesunden Körperbildes unterstützen.
Schönheitsideale werden nicht nur medial vermittelt, sondern ebenso durch Erlebnisse in Peergruppen und im familiären Umfeld. Erwachsene fungieren dabei als wichtige Vorbilder, so der Forscher und Co-Studienleiter gegenüber «zuerioberland24.ch».








