Wegen der Corona-Pandemie schlagen diverse Berufsbildungsakteure vor, in diesem Jahr Lehrabschlüsse ohne schulische Prüfungen zu ermöglichen.
Lehrabschluss
Die Krise und das Coronavirus belasten auch die Jugendlichen, die den Lehrabschluss machen. (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Corona-Pandemie sollen Lehrabschlüsse ohne schulische Prüfung möglich sein.
  • Verschiedene Berufsbildungsakteure schlagen diese Massnahme vor.
  • Noch vor Ostern soll darüber entschieden werden.
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Während der Coronakrise sollen Lehrabschlüsse ohne entsprechende schulische Prüfung zulässig sein. Dort wo möglich sollen praktische Prüfungen durchgeführt werden. Das schlagen verschiedene Berufsbildungsakteure vor.

Einigung soll noch vor Ostern kommen

Der entsprechende Lösungsvorschlag für das Qualifikationsverfahren in der beruflichen Grundbildung wurde am Dienstag bis am Freitagmittag in Konsultation geschickt.

Prüfung
Gibt es für Schweizer Lehrlinge in diesem Jahr einen Abschluss ohne schulische Prüfungen? (Symbolbild) - Pixabay

Danach soll das Spitzentreffen Berufsbildung, zu dem neben Vertretern des Bundes und der Kantone auch die Sozialpartner gehören, einen Antrag zuhanden des Bundesrats machen. Eine Einigung soll noch vor Ostern erfolgen.

Bisher herrscht ein Wildwuchs an vorgeschlagenen Massnahmen. Die Berner Bildungsdirektorin beispielsweise will Lehrabschlüsse und Maturazeugnisse auch ohne Prüfung ausstellen. Andere Kantone haben noch gar keine Pläne, die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) kommt zu keinem Ergebnis.

Keine Prüfungen im schulischen Bereich

Der vorliegende Entwurf wurde von einer Arbeitsgruppe des breit abgestützten Steuergremiums Berufsbildung 2030 erarbeitet. Das übergeordnete Ziel: Berufslernende sollen trotz Coronakrise wie in den Vorjahren ihren Lehrabschluss mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis beziehungsweise einem eidgenössischen Berufsattest realisieren können.

Lehre
Zwei Stifte und ihr Lehrmeister studieren die Radaufhängung eines Autos in einer Autogarage. (Archivbild) - Keystone

Im schulischen Bereich - Berufskenntnisse und allgemeinbildender Unterricht - sollen in diesem Jahr keine Prüfungen stattfinden. Der Abschluss soll sich auf die bis zum Ende des ersten Semesters 2019/2020 erzielten Semesterzeugnisnoten stützen.

Eine Prüfung der praktischen Ausbildung soll, dort wo möglich, stattfinden. Pro Berufsfeld soll ein schweizweit einheitliches Verfahren definiert werden. Die Eingabe soll von einer kantonalen Kommission geprüft und vom Bund genehmigt werden. Wenn keine praktischen Prüfungen möglich sind, wird zumindest eine Beurteilung der berufspraktischen Kompetenzen durch den Lehrbetrieb eingeholt.

«Die Jungen müssen ihre Abschlüsse bekommen»

Ziel sei, dass alle Berufslernenden ihr Fähigkeitszeugnis oder ihr Berufsattest erhielten, wenn sie über die entsprechenden Kompetenzen verfügten, heisst es in der Mitteilung der Verbundpartner. «Sollte dies aufgrund der besonderen Umstände bei Einzelnen nicht möglich sein, so sorgen die Kantone für Nachprüfungen.»

Schweizerische Volkspartei
SVP-Ständerat Hannes Germann legt sein Amt als Präsident des Schweizerischen Gemeindeverbands nieder. (Archivbild) - Keystone

Auch für Kandidierende der Berufsmaturität sei «eine der Situation angepasste Regelung» zu finden. Diese werde sowohl im Vorgehen als auch in der Umsetzung koordiniert mit der gymnasialen Maturität und der Fachmaturität. Die gemeinsam mit der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) erarbeitete Lösung werde kommuniziert, sobald die Arbeiten abgeschlossen seien. Schon Ende Woche sollen schweizweit gemeinsame Grundsätze vorliegen.

«Die Jungen müssen ihre Abschlüsse bekommen», hatte Hannes Germann (SVP/TG), Präsident der ständerätlichen Bildungskommission, am Montag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA gesagt. Wichtig sei eine einheitliche Lösung. «Es darf keinen Flickenteppich geben.»

Nationale Lösung gesucht

Im Bildungswesen ist das besonders kompliziert. Dieses ist zwischen Bund, Kantone und Gemeinden aufgeteilt, der Bund ist lediglich bei den ETH allein zuständig. In der Berufsbildung ist er gemeinsam mit den Kantonen und Sozialpartnern, bei der Maturitätsprüfung gemeinsam mit den Kantonen zuständig. Die meisten Kompetenzen liegen bei den Kantonen, und diese haben sich bisher nicht auf ein koordiniertes Vorgehen geeinigt.

Christine Häsler Bernhard Pulver
Der abtretende Berner Regierungsrat Bernhard Pulver, rechts, übergibt seiner Nachfolgerin Christine Häsler den Schlüssel und einen Blumenstrauss, bei der Schlüsselübergabe der Erziehungsdirektion, am 31. Mai 2018. - Keystone

Auf eine nationale Lösung gedrängt hatte unter anderem die Berner Bildungsdirektorin Christine Häsler. Weil wohl keine Prüfungen durchgeführt werden können, schlägt sie vor, auf das bisher Geleistete der Lehrlinge und Gymnasiasten abzustellen.

Notfalls müsse man auf allen Stufen die Abschlüsse ganz pragmatisch auch ohne Prüfung ausstellen – aufgrund der bisherigen Leistungen, sagte Häsler im Interview mit der Zeitung «Der Bund» vom Montag. «Es darf nicht sein, dass den jungen Menschen ein unverschuldeter Nachteil entsteht.»

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