Oft lassen Kundinnen und Kunden in Apotheken mehr Geld liegen als nötig. Denn ihnen werden oft nicht die günstigsten Medikamente empfohlen.
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Apotheken empfehlen oft nicht das billigste Medikament. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Schweizer Apotheken wird oftmals nicht das billigste Medikament empfohlen.
  • In einer Stichprobe von «K-Tipp» wollten 29 von 30 Apotheken teurere Präparate verkaufen.
  • Der Apothekerverband Pharma Suisse findet das nicht problematisch.
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Wer krank ist, vertraut auf die Beratung durch die Apothekerinnen und Apotheker. Doch dabei gibt die Kundschaft offenbar oft mehr Geld aus als nötig. Viele Apotheken empfehlen nämlich nicht das billigste Medikament. Das hat «K-Tipp» in einem Test mit 30 Apotheken in der Deutschschweiz als Stichprobe herausgefunden.

Das Szenario: Eine 68-jährige Frau, die keine Vorerkrankungen hat, lässt sich wegen Grippesymptomen beraten. Sie will ein Durchfallmedikament und einen Nasenspray kaufen – für möglichst wenig Geld.

Dabei zeigt sich: In 29 von 30 Apotheken werden der Frau teurere Medikamente angeboten. Dabei wären die günstigeren Produkte entweder auf Lager oder zumindest lieferbar gewesen.

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In Schweizer Apotheken werden oft nicht die billigsten Medikamente empfohlen.
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Wer nicht explizit nach dem billigsten Medikament fragt, zahlt zu viel.
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In einer Stichprobe des «K-Tipp» zeigte sich, dass 29 von 30 Apotheken teurere Präparate empfehlen.
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In 18 von 30 Apotheken wurden falsche Angaben gemacht.

Der «K-Tipp» nennt in diesem Zusammenhang zwei konkrete Beispiele. Zum einen die Apotheke Coop Vitality am Basler Bahnhof: Diese wollte der Kundin das Durchfallmedikament Imodium lingual und den Nasenspray Xylo ­Mepha Plus verkaufen. Ersteres kostet 19.50 Franken, zweiteres 13.70 Franken.

Die Kundin hakte daraufhin nach, ob es denn keine billigeren Alternativen gebe. Erst dann erfuhr sie von den Loperamid-­Kapseln von Sandoz für 6.45 Franken und dem Spirig-Nasenspray für 3.30 Franken.

Insgesamt hätte die Kundin ohne Nachfragen also 23.45 Franken zu viel bezahlt. Gegenüber dem Konsumentenmagazin erklärt Coop Vitality, man werde das Verkaufspersonal «entsprechend schulen».

18 von 30 Apotheken machen falsche Angaben

In der Amavita-Apotheke beim Bahnhof Bern wurden der Kundin auch Imodium lingual und der Nasenspray Xylo Mepha Plus empfohlen. Kostenpunkt: 19.50 Franken für das Durfallmedikament und 12.40 Franken für den Spray.

Die Verkäuferin riet ihr sogar davon ab, ein billigeres Präparat zu kaufen. Denn die Loperamid-Kapseln hätten einen «erheblichen Nachteil»: nämlich, dass man sie nicht auf der Zunge zergehen lassen könne. Der Pharmakonzern Galenica verspricht nun gegenüber «K-Tipp», den Vorfall zu analysieren und das Gespräch mit der Apotheke zu suchen.

Die Bilanz des Tests: In 18 von 30 Apotheken wurden der Kundin falsche Angeben gemacht. Zudem empfahlen viele Apotheken die Präparate von Mepha. Dabei ist weder der Nasenspray noch das Durchfallmedikament des Pharmaunternehmens am günstigsten.

Fragen Sie in der Apotheke immer nach dem günstigsten Medikament?

Lediglich in der Apotheke Coop Vitality im Einkaufszentrum Seewen-Markt in Schwyz wurden der Kundin sofort die günstigsten Medikamente empfohlen.

Die Ergebnisse dieser Stichprobe empfindet der Apothekerverband Pharma Suisse nicht als problematisch. Denn von den Apotheken könne man nicht verlangen, «dass diese stets das günstigste Präparat abgeben».

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