Konkurswelle bleibt laut Creditreform wohl weiterhin aus
Die Zahl der Firmenkonkurse in der Schweiz ist seit März 2020 rückläufig. Was allerdings auffällig ist, sind die vielen neugegründeten Firmen in diesem Jahr.

Das Wichtigste in Kürze
- Seit März 2020 gehen die Konkursmeldungen in der Schweiz zurück.
- Es wird vermutet, dass die Staatshilfen Zombie-Firmen nähren.
- Die Zahl der Neugründungen liegt mit 45'000 Firmen unerwartet hoch.
Die Zahl der Firmenkonkurse in der Schweiz bleibt auch im November rückläufig. Seit dem Ausbruch der Corona-Krise im März liegt die Zahl der monatlichen Firmeninsolvenzen unter den Werten der Vorjahre. Teils sogar deutlich.
Der Verdacht liegt nahe, dass die Staatshilfen viele Zombie-Firmen nähren. So zumindest sieht es der Schweizerische Gläubigerverband Creditreform.
Überschuldung wird weiterhin abgewehrt
Noch entfalteten die vielseitigen staatlichen Massnahmen ihre Wirkung. Viele Unternehmen in besonders betroffenen Branchen könnten eine Überschuldung weiterhin abwehren. Dies teilte der Verband anlässlich seiner am Donnerstag publizierten Monatsstatistik mit.

Es sei zu vermuten, dass die finanziellen Hilfen bei einigen Firmen, welche kurz vor dem Ruin stehen, deren Leben verlängerten. Somit würden die Konkurse lediglich verzögert.
Ein Anstieg der jährlichen Firmenpleiten um 40 bis 50 Prozent auf über 7000 ist laut Creditreform ein «nicht unrealistisches Szenario». Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Firmeninsolvenzen seien aber schwierig abzuschätzen; und ab wann die Konkurswelle über die Firmen hereinbreche, hänge vom weiteren Verlauf der Krise ab.
13 Prozent weniger Konkurse als im Vorjahr
Noch ist es aber – wie eingangs erwähnt – noch nicht so weit. Im November gingen schweizweit 590 Firmen pleite oder knapp 13 Prozent weniger als im entsprechenden Vorjahresmonat. Der grössere Teil davon waren wie üblich Insolvenzen, während ein kleinerer Teil der Firmen wegen organisatorischer Mängel schliessen musste.
Seit Jahresbeginn sind insgesamt gut 5600 Firmen Konkurs gegangen. Damit summiert sich der Rückgang gegenüber der Vorjahresperiode ebenfalls auf rund 13 Prozent. Für das Gesamtjahr 2020 prognostiziert der Verband ein Total an Firmenkonkursen von etwa 6000.
Über 45'000 neugegründete Firmen
So überraschend tief die Insolvenzen sind, so unerwartet hoch liegt die Zahl der neugegründeten Firmen. Die Zahl der Neueintragungen dürfte im laufenden Jahr den Wert von 45'000 überschreiten, so Creditreform. Dies sei erstaunlich, da man mit den Corona-Infektionen und den Einschränkungen der Behörden nicht mit einem solchen Wachstum rechnete.

Der Geschäftsführer von Creditreform, Claude Federer, kann sich diese Entwicklung nicht genau erklären, wie er auf Anfrage von AWP sagte.