Kokser fahren zugedröhnt Auto, weil sie sich überschätzen
Jeder zehnte Schweizer fährt unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Substanzen. Besonders beliebt: Kokain. Was steckt dahinter?

Das Wichtigste in Kürze
- Jeder zehnte Schweizer fährt unter Drogeneinfluss Auto.
- Besonders beliebt ist die Droge Kokain, wie eine neue Studie zeigt.
- Damit dürften Konsumenten versuchen, den Einfluss anderer Substanzen zu kompensieren.
Diese Schlagzeile sorgte vergangene Woche für Aufsehen: Satte zehn bis 15 Prozent aller Schweizer fahren unter dem Einfluss diverser Substanzen. Ermittelt haben dies die Universitäten Genf und Lausanne in einer neuen Studie.
Doch wie kommt es, dass mehr als jeder zehnte Lenker de facto fahruntauglich ist? «Es ist wohl das Abbild einer gesellschaftlichen Realität. Und zwar insofern, dass Konsumierende auch Fahrzeuglenker und Fahrzeuglenkerinnen sind», erklärt Mediensprecherin Monique Portner-Helfer von Sucht Schweiz. Viele Betroffene würden wohl nicht damit rechnen, in eine Kontrolle zu geraten.
Zudem fehle es «offensichtlich an Sensibilisierung für die Risiken». Konsumierende von Alkohol, Cannabis oder anderen Substanzen glaubten häufig, mit vorsichtiger Fahrweise den Einfluss der Substanz kompensieren zu können.
«Das ist ein Irrtum!», stellt Portner-Helfer klar. Insbesondere Cannabis-Konsumierende hätten das Gefühl, dass sie durch ihr «entspanntes und tendenziell vorsichtiges Fahrverhalten keine Gefahr für den Strassenverkehr darstellen.»
Spitzenreiter unter den Drogen am Steuer ist mit einem Anteil von rund drei Prozent Kokain. Das überrascht, gilt doch eigentlich neben Alkohol Cannabis als die in der Schweiz am weitesten verbreitete Droge. Doch nur bei 0,6 Prozent der getesteten Autolenker wurden Cannabinoide festgestellt.
Kokain führt zu falschem Selbstvertrauen
Sucht Schweiz erklärt sich diese Diskrepanz so: «Vielleicht liegt ein Grund darin, dass das Gefühl der Leistungsfähigkeit bei Kokainkonsum eher gesteigert ist.» So traue sich der Konsument das Lenken eines Fahrzeugs eher noch zu.
Auch hier schüttelt Portner-Helfer den Kopf: «In Wirklichkeit lässt die Aufmerksamkeit nach!» Vielmehr seien Reizbarkeit und Aggressivität gesteigert.
Sie stellt zudem klar: «Durch Kokain oder ähnliche Substanzen lässt sich die Wirkung anderer Substanzen nicht etwa aufheben und damit die Fahrfähigkeit wiederherstellen.»
Ein weiterer Punkt, der nicht unbeachtet bleiben darf: Kokain wird eher im Rahmen von festlichen Aktivitäten an Wochenendtagen konsumiert. «Wohl deshalb kommt es zu (Heim-)Fahrten unter Kokain-Einfluss.»