Immer weniger Migranten-Kinder an Stadtzürcher Schulen
An Schulen in der Stadt Zürich nimmt die Durchmischung ab. Denn immer weniger Familien mit tiefem Einkommen wohnen auf Stadtgebiet. Es ist schlicht zu teuer.

Das Wichtigste in Kürze
- An Zürcher Schulen nimmt die soziale Durchmischung ab.
- Statt Kinder aus den unteren Sozialschichten gibt es immer mehr reiche Expats-Kinder.
- Auf dem restlichen Kantonsgebiet ist die Entwicklung eine andere.
In Zürich hat sich das Gesicht der Schülerpopulation im Laufe der Jahre stark verändert. In den 1990er-Jahren gab es Klassen, in denen kaum ein Jugendlicher aus der Schweiz stammte. Heute ist das Bild ein anderes, vor allem auf Primarstufenebene.
Der Anteil ausländischer Kinder hat in den letzten 25 Jahren gemäss dem «Tages Anzeiger» deutlich abgenommen. Vor allem im Schulkreis Limmattal und in den Kreisen 4 und 5 zeigt sich das deutlich.
Expats im Fokus
Diese Veränderung spiegelt sich gemäss der Zeitung auch im sogenannten Quims-Programm wider. Dabei handelt es sich um ein Förderprogramm des Kantons Zürich. Es ist für Schulen mit hohem Anteil an Schülern aus bildungsfernen Familien und unteren Sozialschichten ausgerichtet.
Die Teilnahme am Quims-Programm wird durch einen Index bestimmt, der zwei Faktoren berücksichtigt: einerseits den Anteil von Schülern mit nicht-deutscher Erstsprache. Andererseits den Anteil von Schülern mit ausländischer Staatsangehörigkeit (ohne Deutschland, Österreich und Liechtenstein).
Seit dem 1. Januar 2025 gelten nun andere Kriterien. Die Bildungsdirektion berücksichtigt jetzt auch, ob in einem Schulkreis viele fremdsprachige Kinder leben, deren Eltern gut verdienen – oft Expats. Dies kann die Chancen auf Quims-Fördermittel verringern.
«Nicht mehr eine Stadt für alle»
In den letzten Jahren ist der Anteil der Quims-Schulen in Zürich zurückgegangen – von 47 auf 34 Prozent. Diese Entwicklung zeigt sich vor allem in den Schulkreisen Limmattal und Letzi deutlich.
David Kaufmann, Professor für Raumentwicklung und Stadtpolitik an der ETH Zürich erklärt: «Zürich ist zunehmend nicht mehr eine Stadt für alle».
Personen mit niedrigem Einkommen würden verdrängt, während Personen mit hohem Einkommen nach Zürich ziehen.
Denn im Gegensatz zur Stadt hat im Kanton Zürich der Anteil an Quims-Schulen zugenommen: Von rund 23 auf etwa 31 Prozent. Im Schuljahr 2024/25 waren rund 160 der über 500 Schulen im Kanton Zürich Teil des Quims-Programms.
Durchmischung fördert Chancengleichheit
Ein Bericht des Zentrums für Demokratie Aarau aus dem Jahr 2021 zeigt: Die Zusammensetzung der Schulen widerspiegelt weitgehend die umliegende Nachbarschaft.
Der Bericht kommt zum Schluss, dass eine geringe bis mittlere Durchmischung keine negativen Auswirkungen auf die Leistungen anderer Schüler hat.
Ein Leistungsabfall tritt erst bei einem Schüler-Anteil von etwa 30 bis 40 Prozent aus sozial schwachen und fremdsprachigen Familien auf.
Somit fördere eine durchmischte Schule die Chancengleichheit.