Hohe Kiosk-Preise: Schweizer Gefängnis-Insassen fordern mehr Lohn
Der neu gegründete Verein «Reform 25» setzt sich für bessere Bedingungen für Insassen von Strafanstalten ein. Dazu gehört auch ein höherer Lohn.

Das Wichtigste in Kürze
- Drei im Kanton Zug inhaftierte Gefangene haben den Verein «Reform 25» gegründet.
- Dieser soll bessere Bedingungen für Gefängnisinsassen schaffen.
- So fordern die Gefangenen unter anderem einen höheren Lohn.
Eine Stimme sein für die Gefangenen in der Schweiz– das will der Verein «Reform 25». Gegründet wurde er von drei Strafgefangenen der Justizvollzugsanstalt Bostadel im Kanton Zug.
Einer von ihnen – SRF nennt ihn Manuel M. – erklärt gegenüber «10 vor 10», was es damit auf sich hat. Er sei sich bewusst, dass er keine Gesetze ändern könne. Aber er hoffe, dass er da und dort den Ball ins Rollen bringen könne, so der 37-Jährige.
So will er allgemein bessere Bedingungen für Gefangene schaffen. Dies etwa mit Hilfestellungen wie Übersetzungsarbeit, Hilfe beim Umgang mit Behördenpost oder bei der Prüfung von Urteilen.
Grosse Lohn-Unterschiede je nach Kanton
Was der Verein auch erwirken will: ein höheres Entgelt für die arbeitenden Gefangenen.
Heute gibt es dabei grosse kantonale Unterschiede, wie eine Umfrage von «10 vor 10» bei den Kantonen zeigt. Der tiefste Lohn für einen Gefangenen liegt bei 7.50 Franken pro Tag – maximal werden 42.50 Franken pro Tag ausbezahlt.
Im Gefängnis ist der tägliche Grundbedarf für Gefangene wie Manuel M. gedeckt. Zusätzliche Produkte wie Hygieneartikel oder Zigaretten müssen sie aber selber am Gefängnis-Kiosk kaufen.
Insasse Manuel M. argumentiert: «Draussen wird alles teurer, unsere Einkaufsmöglichkeiten hier drinnen richten sich auch nach den Preisen, die allgemein herrschen.»
Die Schweizer NGO Humanrights unterstützt den neu gegründeten Gefangenen-Verein.
Die Forderung nach mehr Lohn sei gerechtfertigt, sagt Livia Schmid, Leiterin Beratungsstelle Freiheitsentzug bei Humanrights. «Die meisten Menschen in Haft sind von Armut betroffen oder hoch verschuldet», sagt sie.
Mit dem wenigen Lohn, den sie in Haft verdienen würden, müssten sie sämtliche Artikel des täglichen Bedarfs kaufen. «Gleichzeitig sind die Produkte im Gefängnis-Kiosk marktüblich – sie stehen somit in keinem Verhältnis zu dem, was sie eigentlich verdienen.»
Stefan Weiss, Sekretär der kantonalen Strafvollzugskonkordate, kann die Forderung nach mehr Lohn nachvollziehen, Handlungsbedarf sieht er aber keinen. Der Justizvollzug in der Schweiz koste schon per se viel Geld.
Manuel M. findet: «Jeder, der etwas leistet, soll ja auch dafür entlöhnt werden.»
Ein Gefangener sei zwar ein Gefangener, aber immer noch ein Mensch, sagt der Verurteilte. Und jeder habe das Bedürfnis nach mehr Lohn.