Ein grosser Teil der Corona-Todesfälle in der Schweiz haben sich in Altersheimen ereignet. Dieser Umstand soll nun untersucht werden.
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Auch in den Altersheimen kommt die Belegschaft an ihre Grenzen. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Medizinethiker fordern eine Untersuchung der hohen Covid-19-Sterberate in Altersheimen.
  • Über die Hälfte aller Corona-Toten in der Schweiz sind in Altersheimen gestorben.
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Mehr als die Hälfte der Todesopfer im Zusammenhang mit dem Coronavirus in der Schweiz haben sich in Alters- und Pflegeheimen ereignet. Deshalb fordern nun über 100 Medizinethikerinnen und -ethiker in einem Appel eine wissenschaftliche Untersuchung dieser hohen Sterblichkeitsrate in den Langzeitinstitutionen.

Die Corona-Pandemie habe die hohe Verletzlichkeit von Menschen in Pflegeeinrichtungen gezeigt, schrieben die Medizinethikerinnen und -ethiker am Mittwoch in dem gemeinsamen Aufruf, der in der Schweizerischen Ärztezeitung veröffentlicht wurde.

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Eine Frau in einem Altersheim geht mithilfe eines Rollators. (Symbolbild) - Keystone

Die einschneidenden Einschränkungen hätten für viele Bewohnerinnen und Bewohner von Alters- und Pflegeheimen, von Heimen für psychisch Erkrankte oder Behinderte und von Alterssiedlungen zu grossen Einbussen an Lebensqualität und gesundheitlichen Verschlechterungen geführt.

Demenzkranke besonders von Corona-Krise betroffen

Vor allem für Demenzbetroffene habe die räumliche und soziale Isolation von der Familie und wichtigen Bezugspersonen zu einem raschen kognitiven Abbau und köperlichem Zerfall geführt – nicht selten mit Folgeerkrankungen, die tödlich enden konnten.

Die Abschottung habe aber nicht verhindern können, dass sich über die Hälfte der Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 in Alters- und Pflegeheimen ereigneten. Die Gründe dafür seien nur zum Teil bekannt: Dazu gehörten die erhöhte Infektionsgefahr für Menschen in grossen Haushalten und zum Teil fehlende oder zu spät bereit gestellte Schutzausrüstung für das Pflegepersonal.

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Pflegerinnen in einer Klinik. - dpa/AFP/Archiv

Deshalb müssten Mittel für eine unabhängige, wissenschaftliche Untersuchung gesprochen werde, damit die Zusammenhänge der hohen Sterblichkeit in Alters- und Pflegeheimen erklärt werden könnten. Auch die Auswirkungen der Pandemie auf Heimbewohner, ihre Angehörigen und die Fachpersonen müssten erforscht werden.

Weiter fordern die Medizinethikerinnen und -ethiker in ihrem Appel an Verantwortliche in Politik, Management, Pflege und Betreuung, dass die Freiheits-und Persönlichkeitsrechte von Menschen in Langzeitpflege auch während einer Pandemie gewährleistet sein müssten, dass enge Angehörige Zugang haben müssten zu urteilsfähigen Personen und dass die Kriterien für eine Hospitalisation für Heimbewohner den gleichen Kriterien folgten, wie für den Rest der Bevölkerung.

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