Sie geben sich andere Namen, malen Plakate und stürmen leerstehende Stadtgebäude. In der Stadt Luzern wurden in den vergangenen zwei Jahren regelmässig Häuser besetzt. Aktuell läuft schon die sechste Hausbesetzung – das gibt auch politisch zu reden.
«Es ist verständlich, dass die Leute nach etwas suchen, das unkommerziell genutzt werden kann.» - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Stadt Luzern werden vermehrt leerstehende Gebäude von Aktivisten besetzt.
  • Die SP / Juso der Stadt Luzern machen politischen Druck aufgrund leerstehender Gebäude.

«Belebt» - dieses Wort fällt immer wieder. Eine belebte Kultur, eine belebte Diskussion und allem voran eine belebte Stadt. Das fordern rund 60 Aktivisten, welche seit Samstag ein leerstehendes Haus nahe der Luzerner Museggmauer belagern. Es ist das mittlerweile sechste Haus, welches in den letzten zwei Jahren von Aktivisten besetzt wird.

Hier begann die Hausbesetzerei 2016, bei der sich die Gruppe «Gundula» drei Wochen einquartierte. Die Villa gehört Jørgen Bodum, dem Besitzer des gleichnamigen dänischen Unternehmens und steht immernoch leer.
Hier begann die Hausbesetzerei 2016, bei der sich die Gruppe «Gundula» drei Wochen einquartierte. Die Villa gehört Jørgen Bodum, dem Besitzer des gleichnamigen dänischen Unternehmens und steht immernoch leer.
So sah die Stadtvilla aus, als sie von der Gruppe «Gundula» wiederbelebt wurde. Im Haus fanden Partys und Konzerte statt, woraufhin rund 30 Aktivisten und auch Journalisten angezeigt wurden.
So sah die Stadtvilla aus, als sie von der Gruppe «Gundula» wiederbelebt wurde. Im Haus fanden Partys und Konzerte statt, woraufhin rund 30 Aktivisten und auch Journalisten angezeigt wurden.
Dieses leere Gebäude steht gleich daneben und gehört dem selben privaten Besitzer, der laut Stadt Luzern einen Umbau plant. Die Besetzung wurde am fünften Tag durch die Polizei geräumt.
Dieses leere Gebäude steht gleich daneben und gehört dem selben privaten Besitzer, der laut Stadt Luzern einen Umbau plant. Die Besetzung wurde am fünften Tag durch die Polizei geräumt.
Das im Grünen versteckte Haus an der Sternmattstrasse wurde im Juni 2016 besetzt. Die Besetzung dauerte neun Tage und wurde friedlich beendet. Das Haus gehörte einem Ehepaar, welches im Testament vorschrieb, dass das Haus in Andenken der Familie leer bleiben soll.
Das im Grünen versteckte Haus an der Sternmattstrasse wurde im Juni 2016 besetzt. Die Besetzung dauerte neun Tage und wurde friedlich beendet. Das Haus gehörte einem Ehepaar, welches im Testament vorschrieb, dass das Haus in Andenken der Familie leer bleiben soll.
In diesem Haus an der Güterstrasse besetzte die Gruppe «Rosa Lavache» ab Dezember 2017 mehrmals Wohnungen. Das Gebäude gehört der SBB, welche aufgrund des schlechten Zustandes des Hauses den Mietern gekündigt hatte.
In diesem Haus an der Güterstrasse besetzte die Gruppe «Rosa Lavache» ab Dezember 2017 mehrmals Wohnungen. Das Gebäude gehört der SBB, welche aufgrund des schlechten Zustandes des Hauses den Mietern gekündigt hatte.
Das Haus an der Obergrundstrasse wurde in der Nacht vom 6. auf den 7. April 2018 besetzt. Die Besetzer haben das Gebäude in derselben Nacht das Gebäude wieder verlassen. Das Haus ist in privatem Besitz.
Das Haus an der Obergrundstrasse wurde in der Nacht vom 6. auf den 7. April 2018 besetzt. Die Besetzer haben das Gebäude in derselben Nacht das Gebäude wieder verlassen. Das Haus ist in privatem Besitz.

Angefangen im April 2016, als Aktivisten unter dem Namen «Gundula» für drei Wochen in eine leerstehende Stadtvilla einzogen. An der selben Strasse, der Obergrundstrasse, wurden seither noch zwei weitere Stadtvillen besetzt. Diese gehören allesamt privaten Eigentümern, einer davon erstattete Anzeige gegen rund 30 Aktivisten.

Die Lage in Luzern spitzt sich zu

Nun hat sich die Lage zugespitzt. Denn die Aktivisten, welche sich dieses Mal «Pulpa» (weiblicher Tintenfisch) nennen, besetzen eine Liegenschaft, die der Stadt Luzern gehört. «Während es vielen Menschen nicht mehr möglich ist, in der Stadt zu leben, können vermögende Einzelpersonen Raum während Jahren beanspruchen, ohne ihn in irgendeiner Form zu nutzen.», schreiben die Aktivisten auf dem eigenen Blog. Die Stadt Luzern habe solche renitente Eigentümer zu lange geschützt.

Die Hausbesetzer nennen sich «Pulpa», ein weiblicher Tintenfisch, der dem Ort neues Leben einhaucht.
Die Hausbesetzer nennen sich «Pulpa», ein weiblicher Tintenfisch, der dem Ort neues Leben einhaucht. - Blog Pulpa

SP-Politiker greift das Thema auf

Aktivisten besetzen immer mehr Villen – jetzt unterstützt sie die Politik

Der Luzerner Stadtrat hat zwar schon mehrfach betont, dass er leeren Gebäuden gegenüber skeptisch ist. Doch bei privaten Grundeigentümern sind ihm die Hände gebunden. Denn dort ist es Sache der Eigentümer, ob und wann sie leere Gebäude nutzen. Zur aktuellen Hausbesetzung erklärt der Luzerner Stadtbaumeister Marko Virant auf Anfrage: «Wir sind mit den Besetzern im Gespräch und suchen eine Lösung.» Die Liegenschaft sei bis auf den ersten Stock der Remise, welcher die Gruppe «Pulpa» besetzt, voll vermietet. «Bei diesem Raum mussten wir aufgrund des Schimmelbefalls von einer Zwischennutzung absehen.»

Trotzdem sollen Gebäude nicht einfach jahrelang leer stehen, findet Yannick Gauch. Der Grossstadtrat der Juso und Mitglied der SP Stadt Luzern hat schon mehrere Vorstösse und Postulate zum Thema eingereicht. Nau-Reporterin Alexandra Aregger traf ihn vor dem aktuell besetzten Gebäude in der Stadt Luzern.

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