Eintritt für Tourismus-Orte ist gemäss Experte effizient

Karin Aebischer
Karin Aebischer

Luzern,

Im Kampf gegen den Massentourismus verlangt ein Dorf am Comer See künftig fünf Euro Eintritt. Für Tourismus-Professor Jürg Stettler eine effiziente Massnahme.

Luzern Tourismus
Auch in Luzern waren Eintritts-Gebühren schon ein Thema. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Dorf Corenno Plinio am Comer See verlangt künftig von Touristen fünf Euro Eintritt.
  • Diese Gebühr ist in den Augen von Tourismus-Professor Jürg Stettler sinnvoll.
  • Wären mehr Orte dafür geeignet, würde dies viel öfters angewendet, sagt Stettler.

Mit einem Eintrittsgeld von fünf Euro will eine kleine Ortschaft am Comer See in Zukunft verhindern, dass weiterhin Massen an Touristen ins Dörfchen strömen. Corenno Plinio als Vorbild für andere mit Touristen überfüllte Orte?

Comer See
Das mittelalterliche Dorf Corenno Plinio am Comer See verlangt bald Eintritt. - Webseite Comer See Tourismus

Dies sei sicher nicht abwegig, sagt Jürg Stettler, Professor am Institut für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Luzern.

«Schon nur fünf Euro bewirken viel»

Denn die Methode einer Gebühr sei durchaus sinnvoll und effizient, um gegen Massentourismus vorzugehen. Das Problem: Viele beliebte Ortschaften sind aus städtebaulicher Sicht nicht dafür geeignet.

Jürg Stettler
Jürg Stettler ist an der Hochschule Luzern Vizedirektor des Wirtschaftsdepartements und Leiter des Instituts für Tourismus und Mobilität.. - zVg

Doch reichen fünf Euro aus, um eine Horde Touristen vom Besuch eines Touristen-Hotspots aufzuhalten? «Schon nur eine kleine Gebühr kann je nach Gästegruppe viel bewirken», erklärt Jürg Stettler. Die Chinesen beispielsweise seien sehr preissensibel.

Das neue Preismodell könnte also abschrecken.

Gebühren auch anderenorts ein Thema

Corenno Plinio ist mit seiner Absicht nicht alleine. Venedig beispielsweise hat es im Kampf gegen den sogenannten Overtourism mit Drehkreuzen versucht und die Einführung einer Gästetaxe für Tagesbesucher beschlossen.

Venedig
Venedig wird jedes Jahr von Touristen überrannt. - Keystone

Das österreichische Örtchen Hallstadt hat Kontingente für Busse und verschiedenste Gebühren für Touristen eingeführt. Denn das 750-Seelen-Dorf wird regelrecht von Chinesen überrannt.

Und im kroatischen Dubrovnik wurden Kontingente für Kreuzfahrtschiffe eingeführt.

Auch in China gibt es Ortschaften, die eine Zutrittsgebühr verlangen. «In Luzern wurde die Diskussion einer Gebühr oder Zutrittsbeschränkung auch schon geführt, doch hier ist dies schlicht nicht realisierbar», sagt Stettler.

Luzern Tourismus
Eine Gruppe asiatischer Touristen macht Erinnerungsfotos der Kapellbruecke mit dem Smartphone in der Altstadt von Luzern. - Keystone

Denn es sei schwierig die ganze Stadt oder bestimmte Gebiete so abzuriegeln, dass man Eintritt verlangen könnte, ohne dass die Touristen auch einfach so hineingelangen können.

In Venedig hingegen sei es «nur» eine Insel und daher einfacher.

Alternative: Marketing anpassen

Eine andere Massnahme gegen den Massentourismus wäre es gemäss Stettler, das Marketing entsprechend anzupassen und somit die Touristen gar nicht erst auf den Geschmack zu bringen.

Für bereits weltweit bekannte Orte dürfte dies jedoch schwierig werden.

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