Nachdem das Lucerne Festival zwei Jahre nicht stattfinden konnte, wird es im August wieder starten. Unter anderem gibt es ein Konzert von Anne-Sophie Mutter.
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Im KKL Luzern findet ein Treffen der Erdölbranche statt. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach zwei Jahren Corona-Pause nimmt das Lucerne Festival den Betrieb wieder auf.
  • Dabei liegt der Fokus auf der «Diversity».
  • Die Klassik-Branche brauchen den Betreibern zufolge einen strukturellen Wandel.

Lucerne Festival öffnet sich weiter. Mit dem Festivalthema «Diversity» will es vom 9. August bis 11. September jenen Gruppen eine Plattform geben, die in der von Weissen und Männern dominierten Klassikwelt bislang zu wenig beachtet wurden.

Der Klassikgrossanlass, dessen Rückgrat Symphoniekonzerte mit den weltweit besten Orchestern ist, hat sich bereits in den letzten Jahren geöffnet.

Die zeitgenössische Musik wurde wichtiger, neue Konzertformen wurden ausprobiert. Während der Coronapause überarbeitete es seine Struktur. Eine Investition, die Lucerne Festival nur dank seines Eigenkapitales und seinen Gönnern und Sponsoren machen konnte. Das erklärte der Stiftungsratspräsident Markus Hongler am Dienstag bei der Vorstellung des Programms 2022.

2016 setze Lucerne Festival einen Schwerpunkt mit Dirigentinnen. Nun sollen erneut Frauen, aber auch People of Color, aus der Klassikmusikbranche ins Scheinwerferlicht gestellt werden. Es sei in der Vergangenheit viel versäumt worden, sagte Intendant Michael Haefliger zum Einschluss dieser Personengruppen ins Festival. Viele seien übergangen worden.

Wandel sei in der Klassik-Branche dringend nötig

Mit dem Festivalthema «Diversity» will Lucerne Festival ein Zeichen für Chancengleichheit setzen. Die Wahl des Mottos zeige die Notwendigkeit eines strukturellen Wandels in der Klassik-Branche auf, teilte es mit.

Die Vielfalt sei kein Thema, das sich in einem Festival abhandeln lasse, sagte Haefliger. Das diesjährige Festival sei der Anfang eines langen Prozesses. Auch ein Festival, das eine Tradition habe, müsse sich hinterfragen, sich weiterentwickeln und sich den gesellschaftlichen Fragen stellen.

Schon der Festivalauftakt setzt das Motto um. Erneut gehört der Konzertsaal an den ersten Abenden der Jugend. Dieses Mal sind das britische Chineke! Junior Orchestra und das National Youth Orchestra of the USA eingeladen.

Beide sind multi-ethnische Orchester. Die Chineke-Gründerin, Chi-chi Nwanoku, wird am 12. August die Eröffnungsrede halten.

Geigenkonzert von Anne-Sophie Mutter

Dieser Eröffnungsabend ist deutlich vielfältiger als in anderen Jahren. Das Lucerne Festival Orchestra unter Riccardo Chailly spielt die Uraufführung eines Werks von Wolfgang Rihm. Anne-Sophie Mutter spielt ein Geigenkonzert von Joseph Bologne, Chevalier de Saint-Georges.

Der in Guadeloupe geborene Sohn einer Sklavin war Zeitgenosse Mozarts - und im damaligen Paris erfolgreicher als der Salzburger Komponist. Später geriet er in Vergessenheit.

Die beiden «artistes étoiles» sind Golda Schultz und Tyshawn Sorey. Schultz ist eine südafrikanische Sopranistin und wird am Lucerne Festival in «Porgy and Bess» singen. Diese Oper von George Gershwin zeigt das Leben von Afroamerikanern und enthält auch Blues- und Jazzelemente.

Viele Dirigentinnen und Komponistinnen dabei

Sorey ist ein US-amerikanischer Schlagzeuger, Pianist, Posaunist und Komponist - ein Grenzgänger zwischen Jazz, zeitgenössischer Musik und Improvisation. Er vereine das Festivalmotto «Diversity» in seiner Person, erklärte Festival-Dramaturg Mark Sattler.

Für das «Diversity»-Festival wurden sechs Dirigentinnen eingeladen. Programmiert sind unter anderem Werke von 24 Komponistinnen. Dazu treten zahlreiche Solistinnen auf. Darüber hinaus würdige es 16 schwarze Komponistinnen und Komponisten, teilte das Festival mit.

Erste Programmänderungen hat das Festival letzte Woche vorgenommen. Es lud den Dirigenten Waleri Gergijew und den Pianisten Denis Mazujew aus. Dies, weil sie sich hinter die Visionen von Wladimir Putin gestellt hätten, sagte Haefliger.

Ein Rundumschlag sei dies aber nicht. Russland sei ein vielfältiges Land, die russische Kunst ein wichtiger Bestandteil der europäischen Kultur.

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