Dokfilm feiert Bern als Hauptstadt des Mundartrock

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Der Dokumentarfilm «Das Geheimnis von Bern» geht dem Phänomen auf den Grund, warum Berner die Mundart-Musikszene dominieren.

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Seit vielen Jahren prägen Berner die Mundart-Musikszene der Deutschschweiz. (Archivbild) - pixabay

Bernerinnen und Berner dominieren die Mundart-Musikszene der Deutschschweiz seit vielen Jahren. Welches Geheimnis verbirgt sich hinter diesem Phänomen? Der vielleicht beste Dokumentarfilm des Jahres «Das Geheimnis von Bern» geht auf Spurensuche.

Am Anfang steht die Frage: Was hat Bern, das etwa Zürich nicht hat? Denn was Motown für den Soul, Detroit für den Techno und Nashville für den Country ist, das ist Bern für den Mundartrock. Mani Matter, Polo Hofer, Gölä, Züri West, Patent Ochsner, Steff la Cheffe oder Lo & Leduc – die Liste bekannter Musikerinnen und Musiker ist schier endlos.

Doch was ist ihr Geheimnis? Gibt es überhaupt eines? Der musikaffine Regisseur Stascha Bader («Rocksteady: The Roots of Reggae») versucht es in seinem neusten Film herauszufinden. Am 8. Mai startet er in den Deutschschweizer Kinos.

Er geht in «Das Geheimnis von Bern» von Klischees aus, entdeckt prägende Volkslieder und Autoren der Vergangenheit. Frauen, die einen ganzen Bahnhof zum Tanzen bringen. Rapper, die sich gewählt ausdrücken.

Und erkennt (zusammen mit allen, die sich diesen Film anschauen): «Das Geheimnis von Bern» bleibt ein Mysterium, und irgendwie eben auch nicht. Ein Rätsel zwar, aber auch eine wunderbare Reise zu den Wurzeln gemeinsamer, gesellschaftlicher Identität.

Fünf Gründe, warum man sich «Das Geheimnis von Bern» anschauen sollte:

KANTÖNLIGEISCHT GANZ OHNE BÖSES BLUT: Zürich, so Bader am Anfang der Dokumentation, war einmal «die heisseste Stadt der Welt». Musiktechnisch gesprochen. Damals, als es brannte, als alles Rock’n’Roll war, als die Gitarren wummerten. Jetzt nicht mehr, Zürich «hat es nicht gepackt», konstatiert der Zürcher.

Im Gegensatz zu Bern. Diesem musikalischen Hotspot, diesem «provinziellen Kaff» (Baldy Minder, Manager der Berner Band «Chlyklass»). Wen auch immer der Regisseur befragt, der Respekt und die Bewunderung sind der Berner Musikszene gewiss.

BESTER DIALEKTANSCHAUUNGSUNTERRICHT: Rapper Baze, der Bern absolut nicht «di geilschti Stadt ir Schwiz» findet, bringt es auf den Punkt: Berner Dialekt habe, sagt er im Film, eine andere Wärme als etwa jener im Osten. Klangvoller sei er, heisst es weiter, gemütlicher. Objektiv stellt sich das dann als falsch heraus (mittels einer wissenschaftlichen Untersuchung im Tonstudio). Das ist eine der lustigsten Szenen im Film.

DER SOUND: Naheliegend, aber doch nicht selbstverständlich ist die musikalische Unterlegung dieses Filmes – sie ist grandios. Regisseur Stascha Baders Liebesgeschichte zum Berner Mundartrock begnn bei ihm als Gymischüler; sie soll mit einem Rumpelstilz-Konzert ihren Anfang genommen haben. Später fante er für Züri West und Stiller Has, interviewte als Journalist Stephan Eicher und drehte sogar ein Musikvideo für die Band Kummerbuben.

Selbst wer noch nie persönliche Begegnungen mit diesen Musikgrössen genossen hat – ihre Lieder kennt man. Und so ertappt man sich fast von Beginn des Films weg dabei, wie man mitschunkelt, mitpfeift oder die eine oder andere Zeile mitsingt.

DER WITZ: Regisseur Bader beweist viel Humor und Selbstironie, unter anderem durch die Bildführung. Detektivisch klappert er Orte in Bern ab, spricht mit Musikerinnen im Rosengarten, im Konzertlokal Bierhübeli und er reist nach St. Gallen, um dort Musiker und Kabarettist Manuel Stahlberger zu befragen, sozusagen als Stimme von aussen. Pompös, farbenfroh und fröhlich geht es in diesen Interviews zu und her.

Hingegen sind die Szenen, in denen Bader sinniert, worin das Geheimnis des Erfolges liegen könnte, in Schwarzweiss gehalten. Schon fast komödiantisch bewegt er sich deprimiert von A nach B(ern), verzweifelt auf der Suche.

VIELE EMOTIONEN: Hühnerhautmomente gibt es einige – es wäre seltsam, wenn das nicht so wäre bei so vielen Konzertausschnitten. Die vielleicht stärkste Szene des Filmes findet aber ausgerechnet am Bahnhof statt (und nicht etwa im von Patent Ochsner besungenen Flughafen Bälpmoos).

Rapperin Steff la Cheffe und Sängerin und Schauspielerin Christine Lauterburg geben zusammen mit anderen Musikern den Ton an und füllen die Berner Bahnhofshalle mit den traurigen Klängen des «Guggisberglieds». Wem hier nicht die Tränen kommen, hat vielleicht nicht verstanden, dass es sich mit der Berner Mundartmusik so verhält: Sie steckt in allen von uns.*

*Dieser Text von Nina Kobelt, Keystone-SDA, wurde mithilfe der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung realisiert.

Kommentare

User #2509 (nicht angemeldet)

Härzig! Wenn es sie glücklich macht?

User #2156 (nicht angemeldet)

Umfragen zeigen es jedesmal: "Züritüütsch" ist der in der Deutschschweiz der unbeliebteste Dialekt. "Bärndütsch" hingegen am beliebtesten. Dieser Fakt manifestiert sich natürlich auch bei den Sängern und den Texten. Gruss aus der Hauptstadt.

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