Die Geschichte der Schweizer Drohnen-Beschaffung im Rückblick
Das Parlament genehmigte 2015 den Kauf des ADS-15, doch das Verteidigungsdepartement redimensioniert nun die Beschaffung.

2015 hat das Parlament dem Kauf eines neuen Aufklärungsdrohnensystems (ADS-15) zugestimmt. 2019 hätte das Projekt abgeschlossen sein sollen. Am Donnerstag wurde bekannt, dass das Verteidigungsdepartement die Beschaffung redimensionieren wird. Nachfolgend wichtige Etappen des Projekts:
2015: Die Beschaffung der sechs Drohnen des Typs Hermes 900 HFE vom israelischen Hersteller Elbit samt Bodenkomponenten, Simulator und Logistik für 250 Millionen Franken wird vom Parlament mit dem Rüstungsprogramm 2015 bewilligt. Die Drohnen sind neun Meter lang und haben eine Flügelspannweite von 17 Metern. Sie sollen 2019 geliefert werden, das Aufklärungsdrohnensystem von 1995 ersetzen und rund zwanzig Jahre lang ihren Dienst versehen. Sie sollen zivil und militärisch genutzt werden können.
DEZEMBER 2019: Die Projektverantwortlichen beim Bundesamt für Rüstung (Armasuisse) geben eine Verzögerung von rund sechs Monaten für das neue Drohnensystem bekannt. Bei der Zertifizierung in israel sei ungeplanter Zusatzaufwand entstanden. Weil die Vorgänger-Drohnen ausgemustert sind, werden Helikopter eingesetzt.
MÄRZ 2021: Die Hermes-Aufklärungsdrohnen dürften erst gegen Sommer 2022 in der Schweiz fliegen, also rund drei Jahre später als zunächst geplant. Das sagt der damalige Rüstungschef Martin Sonderegger in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung». Elbit habe den Aufwand rund um das innovative Projekt unterschätzt. «Der Zeitplan war im Nachhinein zu sportlich», bilanziert Sonderegger.
MAI 2021: Der Absturz einer für die Schweiz bestimmten Armeedrohne in israel im August 2020 ist auf unerwartet starke Schwingungen zurückzuführen. Die Lieferfirma Elbit habe das Problem beheben können. Der Schaden gehe zu ihren Lasten.
JANUAR 2022: Die Geschäftsprüfungskommission des Ständerats (GPK-S) sieht ein «beträchtliches Risiko» bei der Beschaffung. Probleme sieht die Aufsicht beim Radarsystem, aber auch beim Zulassungsprozedere. Die Zertifizierung erfolgt durch die zuständige Behörde in israel. Für die Zulassung in der Schweiz wird diese Zulassung validiert.
MÄRZ 2022: Die ersten zwölf Piloten der Luftwaffe und des Bundesamts für Rüstung (Armasuisse) beenden die Grundausbildung mit dem neuen Drohnensystem.
APRIL 2022: Die zwei ersten Drohnen treffen in Emmen LU ein. Sie sind auf dem See- und Landweg von israel in die Schweiz gelangt.
JUNI 2022: Eine der bereits gelieferten Drohnen absolviert ihren ersten Flug. Dieser dauert siebzig Minuten. Bis Ende 2023 soll die Armee über alle sechs Drohnen verfügen, heisst es.
DEZEMBER 2022: Es wird bekannt, dass die Drohnen erst Ende 2024 geliefert werden können. Die Herstellerfirma in israel muss Konventionalstrafen bezahlen und zusätzliche Leistungen liefern.
JANUAR 2023: Die Kosten für das Projekt werden auf mittlerweile 298 Millionen Franken veranschlagt. Die Mehrkosten werden mit Kursschwankungen begründet. Mit dem Nachtrag zum Budget 2021 hatte das Parlament zusätzliche 20 Millionen Franken für das Projekt bewilligt.
APRIL 2023: Der Flugbetrieb mit den neuen Drohnen wird vorsorglich gestoppt nach einer technischen Störung bei einem Flugversuch. Im Mai 2023 dürfen die Drohnen wieder starten. Mittlerweile verfügt die Luftwaffe über zwei Drohnen, und eine dritte ist bei Armasuisse im Testbetrieb.
DEZEMBER 2023: Der Abschluss des Beschaffungsprojekts verzögert sich bis Ende 2026. Gründe sind laut Armasuisse die unsichere Lage im Nahen Osten und die technischen Probleme vom Frühjahr 2023. Armasuisse einigt sich mit Elbit auf eine Projektverlängerung und Kompensationen, darunter Material im Wert eines niedrigen zweistelligen Millionenbetrags. Zusätzlich drohen Strafzahlungen, falls die Firma erneut nicht rechtzeitig liefert.
JANUAR 2025: Der Flugbetrieb mit dem neuen Aufklärungsdrohnensystem wird nach einem Vorfall einer Drohne des gleichen Typs in Indien weltweit ausgesetzt. Das gilt bis zur Klärung der Ursache. Mittlerweile sind fünf der sechs Drohnen in der Schweiz; die sechste wird laut Armasuisse im dritten Quartal 2025 erwartet. Bis die Drohnen mit einem zertifizierten Kollisionsvermeidungssystem unbegleitet starten und landen dürfen, dürfte es 2029 werden. Die Drohnen können nur mit Begleithelikopter fliegen.
JANUAR 2025: Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) übt zum wiederholten Mal scharfe Kritik am Beschaffungsprojekt. Die Lieferanten seien unzuverlässig und die Projektleitung habe Mühe, diese zu führen. Die bundeseigene Ruag entwickelt ein Hindernis-Ausweichsystem, damit die Drohnen unbegleitet und jederzeit fliegen können. Gemäss der EFK wird beim auf 2026 geplanten Projektabschluss dennoch ein System geliefert, das den Anforderungen nicht entspricht.
JULI 2025: Rüstungschef Urs Loher räumt gegenüber Radio SRF erstmals ein, dass das Verteidigungsdepartement die Drohnenbeschaffung abbrechen könnte. Die israelische Lieferfirma Elbit verpasste demnach nach einer Fristverlängerung Meilensteine beim automatischen Landesystem, das bereits im September 2024 hätte geliefert werden sollen.
SEPTEMBER 2025: Verteidigungsminister Martin Pfister kommuniziert, an der Elbit-Drohne festzuhalten. Statt die Übung abzubrechen, soll auf zentrale Funktionalitäten der Drohne verzichtet werden. Die sechs Drohnen sollen kein automatisches Ausweichsystem, kein System für GPS-unabhängige Starts und Landungen sowie kein System für die Enteisung enthalten. Doch das Projekt ist auch in reduzierter Form nicht in trockenen Tüchern. Es bestünden weiterhin technische Risiken in der Software und der Steuerung, schreibt das VBS.