Das sagen die Nau.ch-Leser zu Kleidervorschriften für Schüler
Die Outfits von Schülerin Mia* (19) werden von der Berufsschule als zu freizügig beurteilt. Zu Unrecht, findet sie. Auch die Nau.ch-Leser sind sich nicht einig.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Kleiderverordnungen an Berner Berufsschulen geben zu diskutieren.
- An den Outfits und Kleiderregeln scheiden sich die Geister, auch in den Kommentaren.
- Mia * (19) und weitere Schülerinnen fühlen sich durch die Vorschriften diskriminiert.
Im Oktober 2020 hatten die Genfer Schülerinnen und Schüler genug: Weil sie sich an dem aus ihrer Sicht «sexistischen» Dresscode an Sekundar- und Mittelschulen störten, gingen sie auf die Strasse.

Die Kantone Genf und Waadt schufen daraufhin das «T-Shirt der Schande» ab. Das XXL-Shirt wurde Schülerinnen übergestülpt, welche in den Augen der Lehrer zu aufreizend gekleidet waren.
Probleme auch in Bern
Nun kocht die Diskussion in Bern hoch. Frisch Ausgebildete im Gesundheitsbereich an Berner Berufsschulen wehren sich gegen bestehende Kleidervorschriften. Die ehemaligen Schülerinnen zeigen Nau.ch, für welche Outfits sie gerügt worden waren.
Gemäss den Richtlinien der BWZ Lyss war ein Einteiler von Mia* (19) «zu freizügige oder provozierende Mode». Für das bauchfreie Oberteil kassierte die damalige Schülerin im Überbetrieblichen Kurs an der OdA Gesundheit Bern gar einen Eintrag und einen Verweis.
Diese Linie können längst nicht alle Leser nachvollziehen. In der Umfrage ordnet nur eine kleine Mehrheit die Outfits als zu freizügig ein.

Die ehemaligen Schülerinnen stören sich besonders daran, dass sie durch ein Stück Stoff definiert würden und damit sexualisiert. Die entscheidende Frage lautet also: Sind Kleidervorschriften noch notwendig oder längst überholt?
An den Kleidervorschriften scheiden sich die Geister
In den Kommentarspalten wird das Thema kontrovers diskutiert. «Wenn es obszön wirkt, dann bin ich einverstanden, aber die Beispiele oben sind geradezu harmlos», findet ein Leser. «Simple Prüderei» stimmt ihm ein anderer zu.
Dennoch finden einige, es brauche Regeln, wie etwa ein Verbot von bestimmten Kleidungsstücken wie Hot Pants.
Deutlich wird in der Diskussion: Neu ist sie nicht. Viele vergleichen die Situation mit ihrer eigenen Schulzeit: «Vor 20 Jahren: Miss Sixty Jeans, bauchfrei und Tanga der hinten raus schaut. Keine Probleme. Heute antierotische Modelinien, Obelixhosen die schon gar kein Bauchfrei möglich machen… und dazu prüde Regeln an den Schulen? Ich kann nur lachen», findet ein Leser.
Oft erwähnt wird in dem Zusammenhang auch das Thema Schuluniform. «Später im Büro gibt es schliesslich auch Kleidervorschriften» findet einer. Angehende Berufsleute sollten zwischen Kleidung für Freizeit und Business unterscheiden können, denkt ein anderer.
Dem halten Leser entgegen, die sich für mehr Selbstbestimmung stark machen. «Mode soll doch Spass machen, wer sich wie und wo wohl fühlt, sollte doch jedem selbst überlassen sein», erinnert ein User.
Kanton und Lehrerverband will ganz auf Dresscodes verzichten
So oder so haben Kleiderregeln an Schulen einen zunehmend schweren Stand. So empfiehlt die Bildungs- und Kulturdirektion (BDK) Bern bei Nau.ch, ganz auf Dresscodes an Schulen zu verzichten.

Auch der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz hielt bereits 2016 in einem Positionspapier fest, dass Kleidervorschriften nicht notwendig sind.
*Name geändert