Beide Basel fordern nach Gutachten-Rückschlag baldigen Tiefbahnhof
Die Basler Verkehrsdirektorin fordert den Bund auf, Grossprojekte wie den Tiefbahnhof zu finanzieren und zu realisieren.

Die Verkehrsdepartemente beider Basel haben am Montag die Rückstufung des S-Bahn-Herzstücks ETH-Verkehrsgutachten von letzter Woche kritisiert. Gemeinsam mit der Handelskammer fordern sie, dass der Bund unter anderem den Tiefbahnhof in den nächsten Ausbauschritt aufnimmt. «Wir haben gute Argumente und wir werden laut sein», sagte die Basler Verkehrsdirektorin Esther Keller (GLP) vor den Medien.
Sie betonte, dass trotz dieses schwierigen Starts durch das Gutachten der politische Prozess noch bevorstehe. Zusammen mit dem Baselbieter Verkehrsdirektor Isaac Reber (Grüne) und Martin Dätwyler, Direktor der Handelskammer beider Basel, forderte sie vom Bund, dass Strasse und Schiene in der Region gleichermassen entwickelt werden sollen.
Dabei sollen auch Grossprojekte wie der Tiefbahnhof und der Ausbau im Fricktal vor 2045 finanziert und realisiert werden können. Für Fragezeichen sorgt bei Keller, dass das vom Bund in Auftrag gegebene Gutachten den Bahnausbau in der Region Basel zwar als zentral für das nationale und internationale Verkehrsnetz einstuft,
Gutachter widersprechen sich selbst
aber gleichzeitig das Herzstück nicht in den Priorisierungshorizont bis 2045 aufnimmt. «Es ist unverständlich, wie man nach diesen Erkenntnissen zum Schluss kommen kann, erst in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts damit zu beginnen», sagte Keller.
Es sei verantwortungslos, das in Zukunft noch höhere Verkehrsaufkommen durch das «Nadelöhr» Basel zu schicken. Aufgrund der Platzverhältnisse bleibe eine unterirdische Lösung die einzige Option. Werden die Planungen zum Kapazitätsausbau des Bahnknotens Basel, welche das Parlament 2019 in Auftrag gab,
Basel droht zur Verkehrsblockade zu werden
nicht umgesetzt, droht die Region zu einem «Flaschenhals» zu werden, wie Reber sagte. Der ETH-Bericht stuft den Rheintunnel, der letztes Jahr mit dem Paket zum Nationalstrassenausbaus an der Urne eine Abfuhr erlitt,
hingegen als prioritär ein. Somit erkenne das Gutachten zwar die Engpässe bei der Strasse, doch «bahnseitig» vermisse er dies «schmerzlich», sagte Reber.
Dätwyler, der einerseits die Wiederaufnahme der Rheintunnel-Idee begrüsste, betrachtete andererseits das Abschreiben des Herzstücks als «nicht akzeptabel» für einen so grossen Wirtschaftsraum.