Alpstein AI: Dauer-Camper nerven Einheimische – trotz Verbot!
Was früher ein stiller Rückzugsort war, ist heute ein Hotspot für Wildcamper: Am Fählensee im Alpstein schlagen immer mehr Touristen ihre Zelte auf.

Das Wichtigste in Kürze
- Älpler Sepp Inauen zählt inzwischen fast täglich Zelte am Fählensee im Alpstein.
- Jüngst blieb eine grosse Gruppe gar vier Nächte lang – offenbar keine Seltenheit.
- Wildcampen ist im Alpstein eigentlich verboten, doch rechtlich ist es eine Grauzone.
Seit zehn Jahren bewirtschaftet Sepp Inauen mit seiner Frau Silvia die abgelegene Fählenalp am Ende des Fählensees, tief im Alpstein. Dort stellen sie Käse her und geniessen die Abgeschiedenheit – Handyempfang gibt es kaum. Die versteckt gelegene Alp ist ein stiller Rückzugsort, wo seltene Pflanzen gedeihen. Doch seit einigen Jahren zieht der Ort vermehrt ausländische Touristen an – mit Zelten im Gepäck.
«Es wird immer extremer», sagt Inauen zur «Appenzeller Zeitung». Auch Wanderinnen und Wanderer aus der Region spüren den Wandel: Ein Geheimtipp ist der Fählensee längst nicht mehr. Der idyllische Bergsee hat sich herumgesprochen – bei Belgiern, Deutschen, Briten.
Vor zehn Jahren habe man vielleicht einmal ein Biwaksack am See gelegen, erinnert sich langjähriger Alpsteingänger auf Facebook. «Vor etwa acht Jahren stand auf der Fählenalp ein Zelt – und vor drei Jahren vielleicht drei.» Am Morgen des 19. Juni 2025 habe er «22 Zelte und etwa 50 Leute» gezählt.
«Die schlafen lieber draussen»
Älpler Inauen weiss, dass es sich bei den jungen Menschen um «Holländer» gehandelt habe. Es sei irgendeine christliche Organisation gewesen. «Aber keine Sekte.» Besonders brisant: Diese Touristen campierten nicht bloss für eine Nacht, sondern blieben laut Inauen vier Tage am Fählensee.
Dabei wäre Wildcampen im Alpstein eigentlich verboten, nur Biwakieren ist erlaubt. Was die niederländische Glaubensgruppe machte, zwar kein Biwakieren, doch verboten war es eben auch nicht. Eine gesetzliche Grundlage zum Zelten im Alpstein gibt es weiterhin nicht.

Seit Längerem sucht die Innerrhoder Politik nach Lösungen – die wilden Camper sollen verschwinden. Ihre Zelte stören das Landschaftsbild und schaden Flora und Fauna.
Der Kanton setzt deshalb in seiner Tourismusstrategie auf Übernachtungen in Berggasthäusern. Auch die Fählenalp selbst bietet eigentlich Platz: einen Massenschlag für 35 Personen. Doch Sepp Inauen sagt: «Die schlafen lieber draussen.»
Fast täglich werden im Alpstein Zelte aufgeschlagen
Es sei verrückt, sagt der Älpler weiter. «Ich mache keine Werbung, gar nichts – und plötzlich kommen sie aus der ganzen Welt mit ihren Wurfzelten.» Mittlerweile verlangt er zwölf Franken pro Nacht und Person.
«Gratis mach ich das nicht mehr», sagt er. Denn zurück bleibt auch mal eine Büchse, die Leute bringen Gaskocher mit, errichten Feuerstellen. Und sie wollen ihm dann auch noch das Feuerholz abkaufen. «Dabei brauch ich das doch zum Käsen.»

Der Druck auf den abgelegenen Bergsee wächst. Inauen beobachtet: Fast täglich schlagen mehrere Personen ihre Zelte am Fählensee auf. Die meisten bleiben nur eine Nacht. Doch wie bei der Gruppe aus den Niederlanden werden es immer mehr, die gar bis vier Tage am Seeufer verweilen.