Die Ukraine will Deutschland mit Atomstrom dabei unterstützen, von russischer Energie unabhängig zu werden. Das Land exportiert bereits viel Strom in die EU.
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Das stillgelegte Atomkraftwerk Grohnde. - Julian Stratenschulte/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Ukraine will den Export seines Atomstroms nach Deutschland vervielfachen.
  • Damit soll Deutschland unabhängiger werden von russischen Energielieferungen.
  • In der Ukraine ist der Energieverbrauch seit Kriegsbeginn massiv gesunken.

Die Ukraine will Deutschland mit der Lieferung von Atomstrom auf dem Weg aus der Abhängigkeit von russischen Energielieferungen unterstützen.

«Derzeit exportiert die Ukraine ihren Strom nach Moldau, Rumänien, in die Slowakei und nach Polen. Aber wir sind durchaus bereit, unsere Exporte auf Deutschland zu erweitern», sagte der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal der Deutschen Presse-Agentur. «Wir haben eine ausreichende Menge an Strom in der Ukraine dank unserer Kernkraftwerke. Bei meinem Besuch in Berlin und dann auch in Brüssel werde ich das ansprechen.»

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Der ukrainische Regierungschef Denys Schmyhal begrüsst Iganzio Cassis im Oktober 2021 in Kiew. - Keystone

Schmyhal wird am Samstag in Berlin erwartet und am Sonntag von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Kanzleramt empfangen. Parallel zum russischen Einmarsch Ende Februar hatte die Ukraine sich zusammen mit dem Nachbarland Moldau vom ehemals sowjetischen Stromnetz abgekoppelt. Mitte März erfolgte die Synchronisierung mit dem europäischen Netzwerk.

Stromverbrauch in der Ukraine massiv zurückgegangen

Seitdem exportiert das Land täglich zwischen 400 und 700 Megawatt Strom in die Europäische Union und nach Moldau. Schmyhal will die Exportquoten für die EU nun um ein Vielfaches erhöhen. «Das wäre für beide Seiten sehr gut. Die EU bekäme mehr Energie und wir die Devisen, die wir dringend benötigen», sagte der Ministerpräsident.

In der Ukraine werden Atomkraftwerke sowjetischer Bauart mit einer Gesamtkapazität von mehr als 14 Gigawatt betrieben. Sechs Blöcke im Atomkraftwerk Saporischschja in Enerhodar befinden sich allerdings seit März unter russischer Kontrolle. Die internationale Gemeinschaft ist in grosser Sorge, dass Kriegshandlungen in der Nähe des grössten Atomkraftwerks Europas zu einem Atomunfall führen könnten.

Mit dem russischen Einmarsch ist aufgrund der Kämpfe, der Fluchtbewegung und des Wirtschaftseinbruchs auch der Stromverbrauch in der Ukraine massiv zurückgegangen. Damit wurden Kapazitäten für den Export frei.

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