Wie kann Deutschland genügend Impfstoff bekommen? Über Sputnik V will Gesundheitsminister Jens Spahn bilateral mit Russland verhandeln.
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Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) spricht in der Pressekonferenz über die Entscheidung der EMA zum Impfstoff AstraZeneca. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Deutschland verhandelt mit Russland über den Corona-Impfstoff Sputnik V.
  • Dieser ist in der EU bisher noch nicht zugelassen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat bilaterale Gespräche mit Russland angekündigt über eventuelle Lieferungen des Corona-Impfstoffs Sputnik V. Das gelte, im Falle einer EU-Zulassung.

Man müsse aber sehr aufpassen, dass dies nicht zu einer «Fata-Morgana-Debatte» werde, sagte er im WDR5-«Morgenecho». Zunächst gehe es um die Zulassung durch die EU. «Dafür muss Russland Daten liefern.» Solange dies nicht geschehe, könne es keine Zulassung geben.

Keine Verträge wie mit anderen Herstellern

Die zweite Frage sei dann die der Bestellung, sagte Spahn. Die EU-Kommission habe erklärt, dass sie über Sputnik V nicht Verträge schliessen werde wie mit den anderen Herstellern. «Daraufhin habe ich auch im EU-Gesundheitsministerrat für Deutschland erklärt, dass wir dann bilateral auch mit Russland reden werden. Erstmal nur darüber, wann überhaupt welche Mengen kommen könnten», sagte Spahn.

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Der russische Corona-Impfstoff «Sputnik V». - dpa

«Um einen Unterschied zu machen, müsste die Lieferung schon in den nächsten zwei bis vier, fünf Monaten kommen. Ansonsten haben wir so oder so mehr als genug Impfstoff.» Insofern erwarte er von Russland verbindliche Aussagen dazu, «wann welche Menge konkret nach einer Zulassung auch Deutschland erreichen könnte».

Sputnik V: Interesse an Kooperation mit Russland

Derweil sichert sich wie Bayern auch Mecklenburg-Vorpommern den Zugang zu Sputnik V. Wie Landesgesundheitsminister Harry Glawe (CDU) mitteilt, hat sich das Land gegenüber Russland eine Option auf eine Million dieser Impfdosen gesichert. «Wir sind aktuell noch in einer Phase, wo es grosse Abhängigkeiten von noch zu wenigen Herstellern gibt.» So begründete Glawe den Vorstoss.

Mecklenburg-Vorpommern versuche auch eigene Wege zu gehen, um das Tempo und die Planbarkeit der Impfungen zu verbessern. «Wir sind interessiert an langfristigen Kooperationen mit Russland. Darüber hinaus prüft das Land, ob im Land ansässige Firmen eine Abfüllung oder Produktion ermöglichen könnten», sagte Glawe.

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Spahn besucht Impfzentrum in Berlin - POOL/AFP

In Bayern soll eine Firma im schwäbischen Illertissen den russischen Impfstoff produzieren. Eine entsprechende Absichtserklärung für die Produktion und den Import sei unterzeichnet, hiess es. Nach der Zulassung soll der Freistaat 2,5 Millionen Impfdosen erhalten.

AstraZeneca nicht bei Menschen unter 60 Jahren eingesetzt

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, sagte im ZDF-«Morgenmagazin», die publizierten Daten zu Sputnik V «sehen sehr gut aus». Er wisse aber nicht, was der EU-Arzneimittelbehörde EMA noch an zusätzlichen Daten vorliege.

Der Impfstoff von Astrazeneca soll nach Spahns Worten in Deutschland auch weiterhin nicht bei Menschen unter 60 Jahren eingesetzt werden. «Wir bleiben dabei, dass wir den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission folgen», sagte er.

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Der Corona-Impfstoff Astrazeneca soll in Deutschland nur an Menschen ab 60 verimpft werden. Foto: Matthias Bein/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Beim Astrazeneca-Impfstoff gab es sehr seltene Fälle von Blutgerinseln in Hirnvenen jüngerer Menschen. Dennoch hat die EU-Arzneimittelbehörde EMA am Mittwoch weiterhin uneingeschränkt grünes Licht für die Anwendung des Impfstoffes gegeben. Die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland dagegen hatte Astrazeneca zuletzt erst für Menschen ab 60 Jahren empfohlen.

«Wenn wir nur Astrazeneca als Impfstoff hätten, dann käme man in der Abwägung möglicherweise zu einem anderen Ergebnis», sagte Spahn. Da es aber ja alternative Impfstoffe gebe, könne man bei der Empfehlung bleiben, Astrazeneca bei jüngeren Menschen nicht anzuwenden. Ähnlich argumentierte auch der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, im ZDF-«Morgenmagazin».

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