Die Eurogruppe muss sich mitten in der Corona-Krise einen neuen Chef suchen. Der bisherige Vorsitzende, der Portugiese Mário Centeno, trat am Dienstag als Finanzminister seines Landes zurück, wie Präsident Marcelo Rebelo de Sousa in Lissabon mitteilte.
Mario Centeno, Finanzminister Portugals und Präsident der Euro-Gruppe. Foto: Michael Kappeler
Mario Centeno, Finanzminister Portugals und Präsident der Euro-Gruppe. Foto: Michael Kappeler - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Somit steht fest, dass der 53 Jahre alte Volkswirt auch in Brüssel nach Ende seines zweieinhalbjährigen Mandats am 13.

Juli nicht weitermacht. Der einflussreiche Eurogruppen-Chef organisiert die Beratungen der Finanz- und Wirtschaftsminister der Währungsgemeinschaft und lotet bei strittigen Themen Kompromisse aus.

Kurz nach der Mitteilung des Präsidenten kam auf Twitter die Bestätigung von Centeno: Er werde am Donnerstag seine Kollegen der Eurogruppe über seine Entscheidung informieren, nach seiner ersten Amtszeit aufzuhören. Bereits am 15. Juni, am kommenden Montag, werde er vorzeitig sein Amt als portugiesischer Finanzminister abgeben. Gründe für seine Entscheidung nannte Centeno nicht.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz bedankte sich ausdrücklich für Centenos Arbeit als Eurogruppenchef und hob die Verhandlungen für das 540-Milliarden-Paket mit Corona-Kredithilfen Anfang April hervor. Auch seien während Centenos Amtszeit wichtige Fortschritte beim Europäischen Stabilitätsmechanismus und zur Kapitalmarktunion gemacht worden. Das sei «eine ganz erfolgreiche Arbeit».

Über die Nachfolge an der Spitze der Eurogruppe wolle er nicht spekulieren, sagte der SPD-Politiker in Berlin. Doch hätten er und die Bundesregierung bereits «eine klare Vorstellung». Ein Nachfolger soll in der Juli-Sitzung der Eurogruppe gewählt werden.

Centeno war im Dezember 2017 als Nachfolger von Jeroen Dijsselbloem gewählt worden. Er trat sein Amt im Januar 2018 an. Mit seiner Arbeit überzeugte er sehr viele seiner europäischen Kollegen, darunter Wolfgang Schäuble. Dieser hatte den langjährigen Finanzminister der sozialistischen Regierung in Lissabon, die das Land aus der Krise holte, in Anspielung auf den Fussballstar den «Ronaldo» der Finanzen genannt.

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