Hausbesitzer sollen in ihren Gärten kleine Häuschen für Obdachlose errichten. Die Stadt will so Klagen gegen Bauvorhaben für neue Sozialwohnungen entgehen.
In Seattle wurden bereits Häuschen für Obdachlose in Vorgärten gebaut.
In Seattle wurden bereits Häuschen für Obdachlose in Vorgärten gebaut. - facinghomelessness.org
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Das Wichtigste in Kürze

  • In LA sollen in Vorgärten kleine Häuschen für Obdachlose errichtet werden.
  • Als Anreiz für die Hausbesitzer dienen finanzielle Zuschüsse und Steuervergünstigungen.
  • Als Vorbild dient das «facing homelessness»-Projekt in Seattle.

Leben in Los Angeles kann bedeuten, in einem freistehenden Haus mit grossem Garten zu wohnen. Oder aber sich Nacht für Nacht einen neuen Schlafplatz suchen zu müssen. 58'000 Wohnungslose zählte die Stadt im vergangenen Jahr. Andererseits gibt es in der Zehn-Millionen-Metropole etwa eine halbe Million Einfamilienhäuser mit oft viel Platz drumherum. Diese beiden Extreme will die Stadtverwaltung nun zusammenbringen.

«Die Stadt braucht mehr Gebäude», sagt Anna Bahr, Sprecherin von Los Angeles. Nur so könne sie das Problem der Wohnungslosigkeit in den Griff bekommen. Theoretisch sind Gelder für den Bau tausender Sozialwohnungen vorhanden, doch die Behörden haben mit einer Flut von Klagen gegen die Bauvorhaben zu kämpfen. Anwohner fürchten, dass der Wert ihrer eigenen Immobilie dadurch sinkt und die Kriminalität steigt.

TedX Talk von «Facing»

Obdachlose als Nachbarn

Deshalb will die Stadt nun einen neuen Weg beschreiten: Minihäuschen auf Privatgrundstücken. «Das ist eine von mehreren Lösungen», sagt Sara Vander Zanden von der Organisation «facing homelessness». Ausserdem hofft sie, dass sich dadurch das Image der Wohnungslosen verbessern lässt: «Viele Leute werden auf einmal Obdachlose als Nachbarn erleben» und nicht mehr als eine Belästigung.

Finanzielle Anreize sollen Hausbesitzer dazu bewegen, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Für den Bau der Häuschen wird es eine kostenlose Baugenehmigung, einen Zuschuss und Steuervergünstigungen geben. Im Gegenzug verpflichten sich die Eigentümer, einen Obdachlosen für mindestens drei Jahre zu beherbergen.

Obdachlose als Nachbarn und nicht mehr als Belästigung.
Obdachlose als Nachbarn und nicht mehr als Belästigung. - facinghomelessness.org

12 Quadratmeter

Kleine Gartenhäuser gehören schon jetzt zum Stadtbild von Los Angeles. Die Bewohner nutzen sie als Büro, für Gäste oder Feste. Die Häuschen für Wohnungslose sollen etwa zwölf Quadratmeter gross sein – Platz genug für ein Bett, Mini-Bad, Küchennische und Essecke.

Um das Programm zu starten, das Obdachlose und Hausbesitzer zusammen bringt, hat die Stadt bei der Bloomberg-Stiftung fünf Millionen Dollar beantragt. Gedacht ist das Programm für gesunde Obdachlose ohne schwerwiegende psychische Probleme. 1750 Menschen sollen auf diesem Weg innerhalb von drei Jahren ein neues Zuhause bekommen.

Im guten Einvernehmen

Vorbild für Los Angeles ist das Projekt von Facing Homelessness in Seattle. Mehr als hundert Eigentümer hätten sich dort schon bereit erklärt, auf ihrem Grundstück Obdachlose zu beherbergen, sagt Vander Zanden. Die kleinen Häuser sind aus Holz und mit Solaranlage und Komposttoilette ausgestattet.

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