Apple holt sich eine weitere Schlüsseltechnologie seiner iPhones ins eigene Haus: Der Konzern kauft Intel die Mehrheit seiner Smartphone-Modems-Sparte ab.
Apple iPhone
Das Logo von Apple ziert die Wand eines Geschäfts. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Apple übernimmt die Smartphone-Modem-Sparte von Intel.
  • Damit wechseln 2200 Mitarbeiter zu dem iPhone-Hersteller.

Mit dem etwa eine Milliarde Dollar schweren Deal werden rund 2200 Mitarbeiter zu Apple wechseln, ein grosser Teil davon in Deutschland. Intel wird weiterhin die Möglichkeit haben, Mobilfunk-Modems zum Beispiel für PCs, autonome Autos sowie vernetzte Geräte im Internet der Dinge zu entwickeln, wie die Unternehmen am Donnerstag mitteilten.

Modems sorgen dafür, dass sich die Smartphones in Mobilfunk-Netze einwählen können. Das allein macht sie zu einem zentralen Bauteil der Computer-Handys - und mit den kommenden superschnellen 5G-Netzen wird ihre Bedeutung noch weiter steigen.

5G
5G hat gute Chancen, 2020 den Durchbruch zu schaffen. - dpa

Der Zukauf passt zu Apples Strategie, die wichtigsten Technologien für seine Geräte selbst in der Hand zu haben. Das Paradebeispiel dafür war die Entscheidung, eigene Prozessoren für iPhones und iPads sowie die Computer-Uhr Apple Watch zu entwickeln. Das gibt dem Konzern unter anderem die Möglichkeit, Leistung und Architektur der Chips an die Bedürfnisse der Geräte anzupassen.

Dabei konnte Apple mehrfach das Innovationstempo vorgeben: So bekamen die iPhones seinerzeit als erste Smartphones Chips mit 64-Bit-Technologie für mehr Leistung sowie Prozessoren auf Basis der 7-Nanometer-Technik, bei der Schaltkreise enger gesetzt werden können.

Qualcomm ist ein bekannter Anbieter

Bei den Modems ist Apple bisher dagegen stark von Zulieferern abhängig gewesen – vor allem von Qualcomm und Intel. Qualcomm ist ein bekannter Anbieter in der Branche und liefert neben Modems auch die Hauptprozessoren vieler Android-Smartphones. Das Geschäftsmodell des Konzerns ist jedoch umstritten, vor allem wegen seiner Politik, den Kauf einer Lizenz für seine Patente zur Voraussetzung für Chip-Lieferungen zu machen.

Qualcomm lieferte zeitweise exklusiv Modem-Chips für iPhones, dann holte Apple Intel als zweiten Lieferanten ins Boot. Intel war in das Geschäft im Jahr 2010 mit dem Kauf der entsprechenden Sparte der deutschen Halbleiter-Firma Infineon eingestiegen. Zwischen Apple und Qualcomm entbrannte unterdessen ein heftiger Streit. Der iPhone-Konzern warf dem Chip-Spezialisten unter anderem überhöhte und unfaire Preise vor, Qualcomm konterte mit dem Vorwurf der Patentverletzung.

iPhone XS Max
Von links nach rechts: Das iPhone XS, iPhone XR und iPhone XS Max. - Keystone

Streit überraschend beigelegt

Der festgefahrene Streit wurde vor einigen Monaten überraschend beigelegt – noch während Anwälte von Apple und Qualcomm Spitzen im zentralen Prozess in Kalifornien austauschten. Die Einigung sieht vor, dass Qualcomm Apple mehrere Jahre Modem-Chips liefern wird. Laut Medienberichten könnte eine entscheidende Rolle dafür gespielt haben, dass Intel Probleme bei Modems für den kommenden 5G-Datenfunk hatte.

Demnach musste Apple sich auf einen Deal mit Qualcomm einlassen, um wenigstens die iPhone-Modelle des Jahres 2020 mit 5G-Modems ausstatten zu können. Intel kündigte dagegen nach Bekanntgabe von Apples Einigung mit Qualcomm an, aus dem Geschäft mit Smartphone-Modems auszusteigen.

Hinweise darauf, dass Apple am Modem-Geschäft interessiert ist, gab es schon seit einiger Zeit. Unter anderem legte der Konzern einen Standort unweit der Qualcomm-Zentrale in San Diego an und warb auch Mitarbeiter ab.

Qualcomm Snapdragon 870
Das Logo von Qualcomm. - dpa

2025 sind erste eigene Modems zu erwarten

Die Webseite «The Information» berichtete, bei Einstellungsgesprächen sei das Jahr 2025 als Zielmarke für eigene Modems genannt worden. Die Kontrolle über die Intel-Sparte könnte den Zeitplan beschleunigen.

Und eine Integration des Modems in den hauseigenen Hauptprozessor würde helfen, die Geräte noch ein Stück kompakter zu machen. Apple arbeitet auch daran, die Grafik-Technologie seiner Geräte federführend selbst zu entwickeln.

Apple erhält mit Zukauf Patente

Gleichzeitig bekommt der iPhone-Konzern mit dem Zukauf der Intel-Sparte einen Patentschatz in die Hand, der als Abschreckung gegen mögliche künftige Patentklagen von Qualcomm dienen könnte.

Schon seit längerem wird auch spekuliert, Apple könnte bei seinen Mac-Computern von Intel-Chips auf Prozessoren aus eigener Entwicklung umsteigen. In den vergangenen Jahren hatte es wiederholt Situationen gegeben, in denen Verzögerungen in der Chip-Entwicklung bei Intel das Tempo bei der Markteinführung neuer Apple-Computer bestimmten.

Zugleich wäre ein solcher Umstieg eine grosse technische Herausforderung – Apple müsste eine Lösung finden, um Intel-kompatible Programme auf den Geräten laufen zu lassen.

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