Postvirale Depression: Wenn Viren an Ihrer Seele nagen
Die Grippe ist überstanden, krank fühlen Sie sich trotzdem noch: Ja, Viren können auch die Seele angreifen. Das charakterisiert die postvirale Depression.

Sie haben eine Grippe, Covid oder Herpes überstanden und körperlich geht es Ihnen wieder besser. Aber irgendetwas fühlt sich immer noch nicht richtig an, Sie sind erschöpft, unmotiviert und niedergeschlagen.
Ihr Verdacht bestätigt sich: Diese Krankheit hat nicht nur Ihren Körper angegriffen. Sondern auch Spuren in Ihrer Psyche hinterlassen.
Erleben Sie keine Veränderung in Ihrer Situation, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass eine postvirale Depression bei Ihnen Einzug gehalten hat.
Folge einer viralen Infektion
Der Name ist Programm: Eine «postvirale Depression» ist als Depression zu verstehen, die im Anschluss an eine virale Infektion auftreten kann.

Eine separate Definition einer postviralen Depression muss in offiziellen Schweizer Dokumenten bisher noch mit der Lupe gesucht werden. Im medizinischen Kontext sind die postvirale Erschöpfung (Fatigue) und eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit nach viralen Erkrankungen jedoch mittlerweile anerkannt.
Diese Form der Depression entsteht durch Veränderungen im Gehirn und Nervensystem: Viren können das Gehirn dazu bewegen, solche Stoffe zu produzieren, die seine eigene Substanz angreifen. Diese Form der Depression kann Wochen bis Monate dauern, der Zusammenhang mit Long Covid ist möglich.
Anders als eine «normale» Depression
Eine postvirale Depression unterscheidet sich von einer «normalen» Depression vor allem in der Ursache.
Eine «normale» Depression ist eine psychische Erkrankung, die spontan oder im Zusammenhang mit belastenden Lebensereignissen auftreten kann. Meistens gibt es nicht den «einen» Auslöser, sondern eine Kombination verschiedener Faktoren spielt im Hintergrund mit.

Eine postvirale Depression ist eine depressive Episode, die im Anschluss an eine virale Infektion auftritt. Diese führt zu physiologischen und immunologischen Veränderungen: Damit gilt die virale Erkrankung selbst als Ursache.
Woran erkennt man eine «postvirale» Depression?
Eine postvirale Depression zeigt in der Symptomatik viele Überschneidungen mit einer normalen Depression. Allerdings charakterisieren sie zusätzlich meist körperliche und neurokognitive Symptome, die eine typische (normale) Depression nicht oder seltener aufweist.
Dazu gehören die bereits erwähnte ausgeprägte und anhaltende Müdigkeit «Fatigue», kognitive Beeinträchtigungen wie Konzentrationsstörungen oder «brain fog». Die Muskeln können schmerzen, der Kopf weh tun, und, klassisch Covid, der Geruchs- und Geschmackssinn funktionieren nicht mehr.
Wen kann es treffen?
Wer bereits mit einer psychischen Erkrankung zu tun oder in seinem Leben depressive Episoden durchgemacht hat, entwickelt möglicherweise auch nach einer viralen Infektion eine postvirale Depression.
Da diese Art der Depression mit Covid in Verbindung gebracht wird, zählen speziell jene Menschen zur Risikogruppe, die davon betroffen sind oder waren.
Wege aus der postviralen Depression
Neben medikamentösen Therapien wie Antidepressiva haben sich vor allem kognitive Therapien und psychosoziale Unterstützung als hilfreiche Instrumente erwiesen, um Betroffene langsam, aber sicher aus den Klauen der postviralen Depression zu befreien.

Aber auch die «kleinen» Dinge machen viel aus: Kehren Sie zu Ihrem normalen Tagesablauf zurück, geben Sie Ziele nicht auf, sondern passen sie Ihren aktuellen Möglichkeiten an, geben Sie sich Zeit und lassen Sie sich von Fachpersonen kundig begleiten.
Oft ist es das fehlende Wissen, was uns zusätzliche Energie raubt. Seien Sie mutig und gehen Sie Ihrer fehlenden Motivation und übermässigen Erschöpfung auf den Grund: Damit haben Sie den ersten Schritt raus aus der postviralen Depression und hin zu Ihrer Genesung schon gemacht.