Grindelwald abseits des Trubels
Die Bergkulisse macht Grindelwald zur Attraktion. Trotzdem gibt es zahlreiche Flecken, an denen man die Magie des Ortes (fast) für sich allein geniessen kann.

Das Wichtigste in Kürze
- Entdecke abseits des Trubels in Grindelwald magische Orte.
- Erlebe das Nordwand-Feeling am Rotstock Klettersteig.
- Geniesse eine E-Bike-Tour mit atemberaubendem Panorama.
Imposant, erhaben, majestätisch. Und irgendwie sogar magisch. Wer einmal vor der Bergkulisse von Grindelwald gestanden hat, versteht, warum diese Wände Menschen aus aller Welt anziehen.
Die dunkle Nordwand des Eigers, die verschneiten Gipfel von Mönch, Jungfrau, Silberhorn, Wetterhorn und Schreckhorn, das furchige Eis der zurückweichenden Gletscher – und alles direkt vor der eigenen Nasenspitze. Da vergisst sogar der eine oder andere Influencer für kurze Zeit, sich selbst zu filmen.
Apropos Influencer: Diese sind – ob aus Asien oder Südamerika – bekanntlich gut vertreten in Grindelwald. Aber es ist unverhofft einfach, diesem Trubel zu entgehen. Ein paar Tipps von Insidern eingeholt – und schon geniesst man die Magie (fast) für sich allein.
Tipp 1: Nordwand-Feeling am Rotstock Klettersteig
Um an der Eigernordwand zu klettern, braucht es gemäss Tanja Münker, Direktorin des Hotels Bergwelt, kein jahrelanges hartes Training. Dank des Rotstock Klettersteigs können auch schwindelfreie Hobbysportler die Faszination der schattigen Riesenwand erleben.
Seit dem Jahr 2000 führt ein – mit erster Klettersteigerfahrung sehr gut zu bewältigender – versicherter Steig von der Station Eigergletscher (2320 Meter) über den Eiger-Trail und den Rotstocksattel bis auf den sonnigen Gipfel des Rotstocks (2663 Meter).

Der Weg verläuft schmal – aber bei Schneefreiheit problemlos und gut erkennbar – via den flachen, schattigen Eiger-Trail zum Einstieg des Steigs. Über Leitern und leicht erklimmbare Eisentritte geht es – immer mit den Karabinern am Fixseil eingehängt – von einem wunderbaren Aussichtspunkt zum nächsten. Sonne gibt es allerdings erst oben auf dem Gipfel – und natürlich ein herrliches Panorama.
Der Rückweg geht sonnig über Geröll und Plattenstufen, an steilen Stellen mit Seilunterstützung, wieder hinunter zur Station Eigergletscher.
Gehzeiten: Aufstieg circa zwei Stunden, Abstieg circa 45 Min., Zeit im Klettersteig circa 1,25 Stunden. Höhendifferenz 420 Meter. Schwierigkeit laut SAC: K2 (wenig bis mittel schwierig).
Tipp 2: Gemütliche E-Bike-Tour auf der Sonnenseite von Grindelwald
Wer Grindelwald und sein Dauerpanorama einfach nur in vollen Zügen geniessen möchte, ist auf dem E-Bike bestens aufgehoben. Das sagt François Bucher von der Jungfrau-Rides GmbH, der die Bikerouten rund um Grindelwald wie seine Westentasche kennt.
Im quirligen Dorf gestartet, trifft man auf der Alpstrasse Richtung Bussalp schon nahezu keine Menschenseele mehr. Ausser dem Postauto, welches stündlich fährt, und ab und zu einem Bauern mit einer Ladung Heu gibt es hier nahezu keinen Verkehr.
Von Frühling bis Herbst lässt sich auf der Terrasse der Bussalp eine gemütliche Kaffee-Pause einlegen – Eiger-Mönch-Jungfrau-Panorama inklusive.
Weiter geht’s auf dem Höhenweg in Richtung Rasthysi und weiter hoch bis Waldspitz. Hier wartet die schönste Terrasse von Grindelwald. Und eine Ladestation für den E-Bike-Akku gibt es auch. Die (riesige) Käseschnitte ist sehr zu empfehlen (für alle, die noch Sport treiben möchten, allerdings vielleicht lieber zum Teilen).

Ein Stück saust man bergab Richtung Bort, und dann steigt der Weg steil an bis nach Schreckfeld (ohne E-Motor nicht zu empfehlen!). Während die jungen, internationalen Gäste hier oben jauchzend das Adventure-Angebot von «First-Glider» und «First Mountain Cart» geniessen, lässt sich auf dem E-Bike in Minutenschnelle wieder absoluter Bergfrieden finden.
Unbedingt einbauen: die sanfte Abfahrt Richtung Grosse Scheidegg mit Aussicht auf Grindelwald auf der einen und ins Haslital auf der anderen Seite. Und nun geht’s nur noch bergab zurück ins Dorf. Entweder auf der Strasse oder mit dem Mountainbike auf kleinen Trailabschnitten, die sich auf den Wanderwegen immer wieder anbieten.
Genuss und Panorama: 100 Punkte.
Tipp 3: Herrlich wandern zur Grossen Scheidegg
Die Lieblingstour von Christine Kretschmer, der Direktorin des Sunstar Hotel Grindelwald, startet beim Wetterhorn-Parkplatz (zu Fuss oder per Bus erreichbar). Auf den Spuren des Eiger Ultra Trails und des Wanderwegs Via Alpina geht es aussichtsreich Richtung Berghotel Grosse Scheidegg.

Ein wunderbares Panorama erwartet einen auf der Terrasse im Grindelwalder Tal mit Blick auf die Gipfel von Wetterhorn und Eiger. Weiter geht’s am Bergkamm entlang in Richtung First. Dort angekommen wartet entweder die Gondel oder wer noch Kraft hat, kann auch bergab zurückwandern.
Ab Sunstar Hotel Grindelwald bis Berghotel Grosse Scheidegg: circa 3,5 Stunden (8 Kilometer), weiter bis First circa 1,5 Stunden (5 Kilometer).