Präkrastination: Der Drang, alles sofort zu tun

Kiran Iqbal
Kiran Iqbal

Bern,

Den zwanghaften Drang, die To-do-Liste auf der Stelle abzuarbeiten, nennen Forscher «Präkrastination». Ein Phänomen mit Schattenseiten für die Psyche.

Gestresste Frau
Alles sofort erledigen zu wollen, kann Stress und Burnout begünstigen. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Präkrastination wird oft als das Gegenteil von Prokrastination beschrieben.
  • Es handelt sich um den Zwang, alle Aufgaben stets sofort erledigen zu müssen.
  • Die Folgen sind vermehrter Stress und ein höheres Burn-out-Risiko.

Anstehende Aufgaben sofort abarbeiten, jeden Punkt auf der To-do-Liste systematisch abhaken – das fühlt sich gut an. Wir verspüren Erfolg.

Wenn Zwang im Spiel ist, ist das allerdings nicht gesund. Das Phänomen wird als «Präkrastination» (englisch «Precrastination») bezeichnet.

Der Psychologe David A. Rosenbaum aus den USA und seine Forscherkollegen sollen den Begriff im Jahr 2014 eingeführt haben.

Folgen: Präkrastination belastet die Psyche

Zwanghaftes Abarbeiten von Aufgaben führt oft dazu, dass nicht ausreichend Pausen gemacht werden. Mit der Erledigungswut steigt nicht nur das Risiko, Aufgaben oberflächlich zu erledigen. Sondern auch das eines Burn-outs.

Verzweifelter Mann
Präkrastination geht mit hohem Druck einher. - Depositphotos

Persönlichkeitspsychologe Christopher Gehrig, der zum Thema Präkrastination geforscht hat, sagt, dass sich das Verhalten zu einem krankhaften Muster entwickeln könne. Oft seien Ängste im Spiel, so der Experte.

Menschen hätten Sorge, ihre To-dos nicht zu schaffen. Deshalb werden E-Mails beispielsweise immer sofort beantwortet. Oft wird Multitasking betrieben, das Abschalten fällt schwer.

Was hilft, wenn der Erledigungszwang zur Belastung wird?

Wer zügig arbeitet, gefährdet seine Psyche nicht zwangsläufig. Problematisch ist das Verhalten allerdings, wenn der Stress chronisch wird, Betroffene zum Beispiel nicht mehr schlafen wollen.

Stattdessen werden bis nach Mitternacht oder bis in die frühen Morgenstunden noch Aufgaben erledigt. Was hilft, ist, seine Prioritäten zu hinterfragen und die Punkte auf der To-do-Liste entsprechend kritisch zu ordnen.

Frau am Schreibtisch macht Pause
Regelmässige Pausen sind wichtig, damit der Erledigungsdruck nicht krankhaft wird. - Depositphotos

Zudem ist es wichtig, den Erwartungsdruck zu reflektieren: Woher kommt er? Regelmässige Pausen einzubauen, bewusst auch mal nichts zu tun und Aufgaben hin und wieder abzugeben – das alles hilft.

Und was, wenn der Drang nicht nachlässt?

Nicht immer schaffen Betroffene es, sich selbst zu helfen oder alleine mit der Problematik klarzukommen. Dann steckt manchmal ein tieferes Thema dahinter.

So haben viele Menschen beispielsweise bereits in der Kindheit gelernt, sich zuerst um die Erwartungen und Belange anderer zu kümmern. Die Folge sind Perfektionismus, Schuldgefühle, wenn etwas nicht sofort erledigt wird, und Überangepasstheit.

In solchen Fällen ist professionelle Unterstützung ratsam, um eigene Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen und langsam zu verändern.

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Kommentare

User #3046 (nicht angemeldet)

Ich fühle mich komischerweise besser, wenn alles möglichst schnell und speditiv erledigt ist. Komischer Beitrag..

User #9940 (nicht angemeldet)

Ja, dann ist's erledigt. Die Aufschieberitis macht nur Stress.

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