Rheinpegel sinkt am Wochenende wohl unter 40 Zentimeter

Die langanhaltende Trockenheit führt zu einem zu tiefen Wasserstand des Rheins. Der Pegel dürfte am Wochenende unter die kritischen 40 Zentimeter sinken.

Der Rhein in Köln, 3. August 2022. Europa macht sich wegen der Trockenheit Sorgen um seinen wirtschaftlich wichtigsten Fluss. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Rheinpegel sinkt von Tag zu Tag, bald dürfte er unter 40 Zentimeter kommen.
  • Dann müsste sich die Schifffahrt stark einschränken, was wiederum der Wirtschaft schadet.
  • Auch wegen der Energiekrise ist die Situation kritisch.

Aufgrund der langanhaltenden Trockenheit in Europa ist der Rheinpegel sehr tief. Zu tief, sogar. Schon Anfang August erreichte der Rhein beim Ort Kaub in Deutschland den niedrigsten Pegel seit 2018: 60 Zentimeter.

Über das Wochenende soll der Rheinpegel bis auf 34 Zentimeter sinken. Trotzdem bedeute das nicht einen kompletten Stopp der Schifffahrt, sagt eine Sprecherin von «Port of Switzerland», den Schweizer Rheinhäfen: «Aus unserer Sicht kann man nicht pauschal sagen, dass die Frachtschifffahrt unter 40 Zentimeter nicht mehr lohnenswert ist.» Es käme auf die allgemeinen Frachtraten und dem transportierten Gut an, etwa, ob dieses eine hohe Wertschöpfung habe.

«2018 war die Pegelsituation deutlich dramatischer und trotzdem sind weiterhin Güterschiffe nach Basel gefahren», so die Rheinhäfen-Sprecherin. Es waren jedoch weniger Schiffe und diese hatten weniger Ladung.

Bedarf nach Kohle zusätzlich angefeuert

Der 1232 Kilometer lange Rhein durchquert die Schweiz und passiert anschliessend Deutschland und die Niederlande. Dementsprechend ist er auch eine der am meisten befahrenen Wasserstrassen weltweit. Für die Wirtschaft der drei Rheinländer und Europas ist er enorm wichtig.

Wie schlimm ist es also, wenn es nicht mehr wirtschaftlich sinnvoll ist, den Rhein mit beladenem Schiff zu befahren? Im Anbetracht der Stromkrise könnte es durchaus kritisch werden.

Zwei Männer streichen einen Kohlefrachter auf dem Rhein, Juli 2022. - Keystone

Auf dem Rhein werden Kohle und Öl in grossen Mengen transportiert. Der Schifffahrtsunterbruch kann die schon hohen Preise noch weiter steigen lassen. In der Schweiz hat sich die Lage schon auf den Benzin- und Ölpreis niedergeschlagen.

Als 2018 der Pegel tief war, musste der Bund die Diesel-Pflichtlager öffnen, weil der Ölimport so beeinträchtigt war. In Deutschland wird derzeit diskutiert, ob die Kohle lieber auf der Schiene transportiert werden sollte. Die Kohlenkraftwerke sind wegen des Ukraine-Kriegs wieder auf Hochbetrieb.

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Andere Güter aber sind wichtige Rohstoffe für die Chemie-, Stahl- und Autoindustrie. In Deutschland befürchten Fachpersonen eine Rezession aufgrund der schwachen Wirtschaft: Fehlen den Unternehmen wichtige Rohstoffe, kommt es überall zu Engpässen. Dann steigen die Preise für Güter noch mehr. Am Wochenende könnte auch das touristische Schifffahrtsgeschäft auf dem Rhein leiden.

Bald soll es aber laut Wetterbericht zu Regen kommen, sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland. Dennoch stellt sich die Branche auf immer härtere Sommer ein. «Port of Switzerland» teilt mit, die Niedrigwasserphasen häuften sich und würden tendenziell immer länger.

Das Container-Terminal in Basel, 22. Juli 2022. - Keystone

Daher investierten Reedereien in leichtere, kleinere und nachhaltigere Schiffe. Auch der Rhein werde «korrigiert»: Nach 2018 wurde die Mindestfahrrinnentiefe um 30 Zentimeter erhöht, so die Sprecherin. In Deutschland seien solche Projekte auch in der Planung.