Mega-Zoff um Komplett-Shutdown der Wirtschaft
Im Kanton Tessin steht die Wirtschaft fast komplett still. Die Unia fordert den Shutdown schweizweit, die Industrie wehrt sich dagegen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Unia-Präsidentin fordert einen schweizweiten Shutdown, ähnlich wie im Tessin.
- Swissmem glaubt, dass so die Versorgung der Schweiz gefährdet sein könnte.
Die Schweiz ist im Ausnahmezustand. Läden sind zu, Restaurants ebenso. Dennoch gibt es viele Betriebe – weit mehr als nur Apotheken und Lebensmittelläden –, die weiter arbeiten.
Doch wie lange noch? Der Kanton Tessin hat am Freitag den Shutdown verfügt. Baustellen und Industriebetriebe, welche nicht die Hygienemassnahmen des Bundes einhalten können, müssen ihren Betrieb einstellen. Das dürften die wenigsten sein, glaubt man im Südkanton.

Die Regelung tritt heute in Kraft und gilt für mindestens eine Woche. Unia-Präsidentin Vania Alleva hält diesen Schritt für konsequent. «Wir müssen den Tessiner Shutdown auf die gesamte Schweiz ausdehnen», sagt sie im Interview mit dem «Blick».
Für sie ist klar: «Wenn sich die Pandemie weiter ausbreitet, wird das die Wirtschaft viel härter treffen.»
Büezer weniger geschützt?
Die Präsidentin der grössten Schweizer Gewerkschaft kritisiert die Ungleichbehandlung verschiedener Berufe. «Ein Banker kann die Hygieneregeln des Bundesrats einhalten und seinen Job im Homeoffice machen.» Arbeitnehmende in Industrie, im Gewerbe, auf dem Bau in vielen Dienstleistungsberufen könnten dies nicht. «Haben sie nicht ebenso Anrecht auf Schutz?»

Ganz anders sieht dies Hans Hess, Präsident der Schweizer Maschinen-, Elektro und Metallindustrie: «Ein Shutdown wie im Tessin ist nicht im Interesse der Bürger. Es wird zu Problemen bei der Versorgung der Schweizer führen», erklärt er gegenüber «SRF».
Einzelne Kantone dürften den Bundesrat nicht übersteuern, so der Swissmem-Präsident. «Ich hoffe, dass das Tessin noch zur Vernunft kommt und zurückkrebst. So wie das der Kanton Uri bei der Ausgangssperre für über 65-Jährige tun musste.»
Swissmem spricht von einer aktuell angespannten Lage. Allerdings sieht es je nach Betrieb sehr unterschiedlich aus. Manche Unternehmen arbeiten unter Volllast, andere haben die Produktion stark reduziert.

Der Bundesrat hat am Freitag ein weiteres Massnahmen-Paket präsentiert, um die Wirtschaft während der Krise stützen zu können. Dieses ist rund 40 Milliarden schwer, umfasst neue, weitreichende Kurzarbeits-Regelungen und Milliarden-Kredite für Unternehmen.