Hochqualifizierte Ukrainerinnen ackern in Schweiz auf Spargel-Feld

Natalia Karut ist Hebamme und OP-Assistentin. Hier in der Schweiz arbeitet sie auf dem Bauernhof. Obwohl genau in ihrer Branche Personal fehlt. Warum?

Die Ukrainerin Natalia Karut ist seit einem Jahr in der Schweiz, seit drei Monaten lernt sie Deutsch. - Screenshot SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • In mehreren Branchen fehlt es in der Schweiz an Personal.
  • Währenddessen suchen zahlreiche Ukrainerinnen nach einem Job.
  • Doch die befristeten Aufenthaltsbewilligungen machen es ihnen schwer.

In der Schweiz herrscht akuter Personalmangel. Insbesondere nach Pflegefachkräften und Lehrpersonen wird dringend gesucht. Und doch suchen zahlreiche Ukrainerinnen hierzulande vergeblich nach einem Job.

Eine von ihnen ist Natalia Karut, berichtet die «SRF Rundschau». In ihrer Heimat war sie Hebamme und OP-Assistentin mit über 30 Jahren Berufserfahrung. Doch statt im Spital zu arbeiten, hilft sie hier nun auf einem Zürcher Bauernhof aus – und ackert auf der Spargelernte.

«Ich hatte noch nie so qualifiziertes Personal. Aber für sie ist es wohl nicht so befriedigend, diese Arbeit zu machen, obwohl sie so gut ausgebildet ist. Und es hier einen Mangel in diesen Berufen gibt», sagt ihre Chefin, Bäuerin Amina Lamprecht.

Für sie sei Arbeit sehr wichtig, gibt sich Natalia hingegen bescheiden. Sie sei daher dennoch sehr dankbar für diese Möglichkeit. Auch, wenn es wohl nicht ihr Traumjob ist.

Aufenthaltsbewilligungen und Deutschkenntnisse

Nebst Natalia arbeiten noch zwei weitere Ukrainerinnen auf dem Bauernhof – eine Ärztin und eine Lehrerin. Genau in diesen Bereichen fehlt es hierzulande eigentlich an Arbeitskräften.

Über 65'000 Menschen aus der Ukraine haben in der Schweiz Schutz erhalten. Davon verfügen viele über eine sehr gute Ausbildung. Der Grossteil hat studiert. Trotzdem findet jede Sechste keine Arbeit.

Das grösste Problem stellt die Aufenthaltsbewilligung dar, vermutet Claire Beck. Sie rekrutiert selbst für eine Grossbank Personal, in ihrer Freizeit engagiert sie sich bei Capacity, einer Migrantinnen-Selbsthilfeorganisation.

«Aufenthaltsbewilligungen sind immer ein Thema», sagt sie. Viele Firmen würden befürchten, dass sich die Ukrainerinnen nur für eine befristete Zeit im Land aufhalten. Die S-Bewilligung gilt nur noch bis nächsten März.

Hinzu kommen die Deutschkenntnisse. Gerade in medizinischen Berufen wird ein bestimmtes Sprachlevel vorausgesetzt. In so kurzer Zeit ist das nur schwer zu erreichen.

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Immerhin: Für Natalia Karut gibt es gute Nachrichten. Bald schon kann sie ihrer gelernten Arbeit wieder nachgehen. Sie hat in einem Aargauer Pflegeheim ein Praktikum erhalten. Allerdings muss das Migrationsamt den Vertrag noch bewilligen.