Brian frei: «Gefahr, dass Langeweile aufkommt und er abdriftet»

Brian kommt am Freitag unerwartet auf freien Fuss. Ohne Vorbereitung. Es sei «anspruchsvoll, dass er da den Tritt findet», so Vollzugsexperte Benjamin Brägger.

So präsentiert sich Brian auf Instagram. - Instagram/@brian_nr1

Das Wichtigste in Kürze

  • Der berühmteste Häftling der Schweiz kommt am Freitag frei.
  • Die Sicherheitshaft für Brian wurde aufgehoben.
  • Vollzugsexperte Benjamin Brägger lobt das Urteil - hat aber auch viele Fragen.

Übermorgen ist er wieder auf freiem Fuss. Brian K*. – früher bekannt unter dem Decknamen Carlos – wird nach über sieben Jahren aus dem Gefängnis entlassen.

So hat ihn zwar heute das Bezirksgericht Dielsdorf ZH wegen schwerer Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt. 370 Tage davon hat er aber schon abgesessen.

Zudem wird die Sicherheitshaft aufgehoben. Diese sei «nicht verhältnismässig», hiess es heute vor Gericht.

Somit kann Brian am Freitag aus der Gefängnistüre treten. Was passiert dann mit ihm? «Er wird fast einen Kopfstand machen und überglücklich sein», erklärt der Freiburger Vollzugs-Experte Benjamin Brägger gegenüber Nau.ch und betont: «Nach sieben Jahren Haft, das muss man sich mal vorstellen.»

Er sei froh, so Brägger, dass ein Dispositiv aufgestellt worden sei und Brian am Freitag wohl von seinem Vater und seinem Anwalt abgeholt werde. «Das Gefängnis hat das bestimmt so organisiert, dass ihm niemand folgen kann».

Vollzugs-Experte gratuliert Brian zur Freiheit

Juristisch betrachtet sei das Urteil sehr gut, so Brägger. «Er hat mit seinem Verhalten gegenüber den Beamten klar Grenzen überschritten. Aber sieben Jahre wie von der Staatsanwaltschaft gefordert, wären sehr streng gewesen».

Er gratuliere Brian zur Freiheit, sagt Brägger. Doch die grosse Frage nun sei: «Kann er diese Chance packen?».

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Denn Brian sei direkt aus der Sicherheitshaft entlassen und somit nicht auf die Freilassung vorbereitet worden. «Es ist anspruchsvoll, dass er hier den Tritt findet». Zudem habe er keinen Schulabschluss und wolle ja nur eines: Boxen. «Da ist die Gefahr gross, dass Langeweile aufkommt und er abdriftet», so Brägger.

Brian wird eine «Reizfigur» sein

Der Staatsanwalt hat heute vor den Medien betont, dass die Rückfallgefahr bei Brian hoch sei. Er hoffe, dass nichts passiere. «Brian wird draussen eine Reizfigur sein», so der Staatsanwalt.

Auch Brägger betont: «Ihm wird bestimmt nicht der rote Teppich ausgerollt».

Es gibt auch einige Auflagen für den 28-Jährigen. Er darf sich beispielsweise nicht dem Gefängnis Pöschwies nähern. Zudem soll er durch Sozialpädagogen sehr eng begleitet werden. Diese sollen Tag und Nacht auf Abruf für ihn da sein. Dazu sind bis zu 14 Therapiestunden pro Woche angesetzt – und er soll boxen dürfen. «Die Frage ist, ob das ausreicht», so Brägger.

*Name der Redaktion bekannt