Ukraine-Krieg: Schwangere Russinnen über Flucht nach Argentinien

Über 10'500 schwangere Russinnen reisten für die Geburt im letzten Jahr nach Argentinien. Jetzt erklären junge Mütter, warum sie das tun.

Junge Russinnen zieht es für die Geburt nach Argentinien. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Geburtstourismus in Argentinien boomt seit dem Ukraine-Krieg.
  • Über 10'500 junge Russinnen flüchteten im letzten Jahr in das Land.
  • Ihre Babys erhalten dort automatisch den argentinischen Pass.

Seit über einem Jahr dauert der Ukraine-Krieg bereits. Das bekommt nun auch Argentinien zu spüren. Warum? Schwangere Russinnen fühlen sich im eigenen Land nicht mehr sicher – und flüchten wegen des Ukraine-Kriegs nach Buenos Aires.

Dort erhalten sie nicht nur mehr Schutz, sondern ihre Babys bekommen auch automatisch eine weitere Staatsbürgerschaft. «Geburtstourismus», nennt sich das. Im vergangenen Jahr registrierte das südamerikanische Land mehr als 10'500 solche Fälle aus Russland. Der «Spiegel» hat mit jungen Müttern über ihre Beweggründe gesprochen.

«Ich wusste sofort, dass mein Baby noch einen anderen Pass braucht als den russischen», erklärt Polina Ivanova (27).

Als sie im vergangenen Jahr schwanger wurde, dachte sie: «Fu**, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt». Polina weiter über ihre Heimat Moskau: «Sie machen mit dir, was sie wollen.»

Seit sechs Wochen befindet sie sich nun in Argentinien, will dort ihr Baby zur Welt bringen. Das Land ist deshalb so attraktiv für werdende Eltern, weil auch sie selbst vergleichsweise leicht an einen argentinischen Pass kommen. Und dieser gilt als äusserst stark. Er erlaubt eine visumfreie Einreise in über 170 Länder.

Ukraine-Krieg: «Wenn Putin stirbt, können wir zurückkehren»

Genau das wollen auch Max Levoshin (38) und Kate Gordienko (30). Ihr Sohn Leo erblickte in Argentinien kürzlich das Licht der Welt. Das Paar will vorerst auch in dem Land bleiben. Über eine mögliche Rückkehr nach Russland sagt Levoshin: «Wenn Putin stirbt, können wir zurückgehen.»

Auch Ivanova weiss noch nicht, wie es für sie nach der Geburt in Argentinien weitergehen soll. Solange die Dinge in ihrer Heimat «sind, wie sie sind», wolle sie aber ebenfalls nicht zurückkehren.

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Die Geburtskliniken in Argentinien haben sich mittlerweile auf die werdenden Mütter aus Russland eingestellt. «Mehr als die Hälfte aller Neugeborenen hier sind inzwischen von russischen Eltern», erklärt eine Mitarbeiterin des Spitals in Palermo. Viele der Geburtshilfen seien nun gar auf Russisch beschriftet.