Das Departement Uvek von Bundesrat Albert Rösti will die Wolfspolitik anpassen. Die Begründung ist allerdings etwas ungewöhnlich. Ein Kommentar.
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Martin Neukomm, Vorsteher der Baudirektion, schiebt ein Präparat des ersten Wolfs im Kanton Zürich seit dessen Ausrottung, am 13. Mai 2022, im Zoologischen Museum der Universität Zürich. Der Wolf wurde 2014 in Schlieren ZH von einem Zug überfahren. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Wolf soll massiv stärker bejagt werden können, findet man in Albert Röstis Uvek.
  • Das widerspricht geltenden geschriebenen und ungeschriebenen Regeln.
  • Vor allem ungeschriebenen. Dabei war man sich bei diesen so schön einig. Ein Kommentar.
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Der Wolfsbestand in der Schweiz soll um etwa 70 Prozent reduziert werden können. Das sieht ein Verordungsentwurf vor aus dem Bundesamt für Umwelt (Bafu), welches dem Departement von Bundesrat Albert Rösti unterstellt ist. Das sind nicht nur sehr viele Prozente und sehr viele Wölfe. Speziell ist auch die Überlegung dahinter.

Da ist guter Ratgeber teuer

Dass sich in Sachen Wolf etwas ändert, ist an und für sich Courant normal. Laufend wird an den mühsam erarbeiteten Kompromissen herumgeschräubelt, weil es doch wieder nicht ganz optimal war. Oder schlicht, weil sich die Voraussetzungen in Feld, Wald und Wiese über die Jahre geändert haben.

Albert Rösti Wahlen 2023
Bundesrat Albert Rösti spricht am Wahlauftakt der SVP Schweiz in der Swiss Life Arena, am Samstag, 26. August 2023 in Zürich. - keystone

Über die Jahre nicht geändert hat sich allerdings eine ungeschriebene Regel im Parlament: Wer kein guter Ratgeber ist. Da ist man sich von links über «Die Mitte» bis rechts seit Jahrzehnten einig. Man mag es schon gar nicht mehr hören, aber sehen sie selbst.

Wie ein Mantra wird die Weisheit regelmässig vom Podium gelehrmeistert: Angst ist ein schlechter Ratgeber. - Das Schweizerische Parlament

Und wie begründet das Bafu sein Vorhaben in der «SRF Tagesschau»? Genau mit dieser reinen Symptombekämpfung.

Ausschnitt aus dem Tagesschau-Beitrag vom 6. September 2023 zu den neuen Vorschlägen bei der Wolf-Regulierung. - SRF

Die obigen Beispiele stammen aus der Energiepolitik, der Finanzpolitik und der Europapolitik. Der Wirtschaftspolitik, der Sicherheitspolitik und der Migrationspolitik. Und auch der Gesundheitspolitik und der Landwirtschaftspolitik. Für sie alle gilt, was nun für die Wolfspolitik nicht gelten soll.

Sollen Wölfe in der Schweiz stärker reguliert werden?

Wobei es, wohlgemerkt, ja keineswegs verboten ist, vor Finanzen, Wirtschaften oder der Gesundheit Angst zu haben. Nur sollte man diese dann nicht zum Ratgeber erheben. Und das stimmt ganz, ganz sicher, schliesslich haben es die Politiker gesagt. Gewählt vom Volk, das bekanntlich immer recht hat und vor dem sie angeblich keine Angst haben.

Nur vor dem Wolf. Dabei darf der nicht einmal wählen.

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