Das automatische Ticketing ist unkompliziert, hat aber seine Tücken. Das musste auch ein 24-jähriger Pendler erleben, der die App nun gelöscht hat.
Ticketing
Beim automatischen Ticketing werden die Pendler überwacht. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Weil ein Pendler das automatische Ticketing zu früh stoppte, wurde er verwarnt.
  • Das hat ihn geärgert. Und führte dazu, dass er die App nicht mehr nutzte.
  • Alliance Swiss Pass verwarnt pro Monat mehrere Tausend Passagiere.
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Pendler Liam Sutter* (24) ist lange Zeit der Ausbildung wegen zum Berner Bahnhof Wankdorf gependelt. Kurz vor der Haltestelle hat er jeweils noch im Zug sein Fairtiq-Onlinebillet gestoppt. Von der Firma selbst wird das automatische Ticket auch «die einfachste Fahrkarte» genannt.

«Da ich es nicht vergessen wollte. Denn es wurde bei mir oft zu viel verrechnet, wenn ich vom Bahnhof an den Zielort spaziert bin. Und vergessen hatte, mich auszuchecken», erzählt er Nau.ch.

Doch womit er nicht gerechnet hat: Er provozierte damit eine Verwarnung.

Denn kurze Zeit später erhält Liam von Fairtiq eine Nachricht auf die App: «Unser System hat festgestellt, dass Sie bei einigen Ihrer Reisen zu früh ausgecheckt haben. Das heisst vor Ihrer Ankunft am endgültigen Zielort. Bitte checken Sie erst aus, wenn Sie an Ihrem Zielort angekommen sind.»

Pendler
Diese Nachricht hat den 24-jährigen Pendler überrascht.
Online-Ticketsysteme
Wer Online-Ticketsysteme wie Easy Ride oder Fairtiq nutzt, darf erst auschecken, wenn er oder sie ausgestiegen ist. (Symbolbild)
Reise
Auch beim Start der Reise muss man vor dem Einsteigen in den Zug oder Bus einchecken.

Zudem warnt ihn Fairtiq, «dass die wiederholte falsche Nutzung der App zur Sperrung Ihres Kontos führen kann». Liam ist überrascht – und verärgert.

Denn er hat durch das verfrühte Auschecken nie weniger für das Ticket bezahlt. Und somit auch nicht das Gefühl, etwas Falsches zu tun. Er will nur nicht unnötig draufzahlen, wenn er das Auschecken vergisst.

Eine weitere Verwarnung will er nach diesem Vorfall nicht riskieren. Liam nutzt die App fortan nur noch «im Notfall». Er habe gedacht: «So nicht!»

Liam hat zudem ein ungutes Gefühl. «Ich fand es speziell, dass sie das ganz genau überprüfen. Aber wenn ich den Weg zu Fuss gehe und trotzdem eingecheckt bin, ist es ihnen egal.»

2000 bis 3000 Verwarnungen pro Monat

Mit seiner Taktik, kurz vor der Haltestelle auszuchecken, um es dann später nicht zu vergessen, ist Liam sicher nicht allein.

Aber obwohl man damit nicht weniger für das Billet bezahlt, ist es klar verboten: «Die Fahrt ist erst beendet, wenn der Reisende das Fahrzeug an der Haltestelle verlassen hat. Alles andere ist unzulässig», schreibt Reto Hügli von der Branchenorganisation Alliance Swiss Pass auf Anfrage.

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Pro Monat würden 2000 bis 3000 Warnmeldungen wegen frühzeitigem Auschecken ausgegeben. «Dies bei gut einer halben Million Personen, die monatlich das automatische Ticketing nutzen», so Hügli.

Das automatische Ticketing könne anhand der Bewegungsdaten erkennen, ob die Fahrt beendet wurde oder nicht.

Etwa 0,2 Prozent der Nutzer würden pro Monat mehrfach Warnungen erhalten und ihr Konto wird daraufhin gesperrt.

Hügli erklärt, dass die Funktion «Smart Stop» nutzen kann, wer die Fahrt oft aus Vergesslichkeit nicht beendet. Diese weist die ÖV-Nutzer auf das fehlende Check-out hin.

Liam will sich trotzdem nicht mehr stressen. Er hat sich ein Abonnement gekauft.

*Name von der Redaktion geändert

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