Malta und Zypern verkaufen Pässe an reiche Menschen ohne EU-Staatsbürgerschaft. Auf diese Weise könnten sanktionierte Russen in die Zentralschweiz gelangen.
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Einige reiche Russen dürfen aufgrund von Sanktionierungen nicht in die Schweiz einreisen. Doch ein Trick könnte es ihnen doch möglich machen. - Unsplash

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Anzahl von russischen Touristen ist seit dem Ukraine-Krieg stark gesunken.
  • Jedoch besuchen gleichzeitig mehr Touristen aus Malta und Zypern die Zentralschweiz.
  • Bei ihnen könnte es sich in Wahrheit um Russen handeln, die mit Zweitpass einreisen.
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Seit einigen Jahren verdienen sich Malta und Zypern ein goldenes Näschen: Mit ihren «Goldenen Pässen» kann man sich als Wohlhabender die Staatsbürgerschaft erkaufen. Bei Russen und Russinnen war diese Praxis äusserst beliebt.

Zwischen 2011 und 2019 haben EU-Staaten laut Recherchen des Europäischen Parlaments durch diesen Verkauf insgesamt 21,4 Milliarden Euro eingenommen. Inzwischen haben Malta und Zypern diese Praxis für russische Bürger eingestellt.

Anzahl von russischen Touristen sank stark

Gleichzeitig zeigt die Tourismus-Statistik in der Schweiz auffällige Zahlen. Den Erwartungen entsprechend veränderte sich das Reiseverhalten von russischen Touristen seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs drastisch. Die Schweiz verzeichnet einen starken Rückgang an Besuchern aus Russland: von 350'000 Logiernächten im Jahr 2019 auf nur noch rund 100'000 im Jahr 2022.

Auffällig ist jedoch, dass es zur selben Zeit zu einer Zunahme von Gästen aus Malta und Zypern kam. Wie der «Tagesanzeiger» und ein befragter Experte spekulieren, könnte dies auf die «Goldene Pässe» zurückzuführen sein.

Bei den Maltesern und Zyprioten könnte es sich stattdessen um Russen mit einem Zweitpass handeln.

Russische Doppelbürger als neue Touristen?

Die Luzerner Hotellerie bestätigt gegenüber der «Zuger Zeitung», dass seit Kriegsausbruch kaum noch russische Touristen zu Gast sind.

Stefan Kern, Kommunikationschef von Andermatt Swiss Alps, berichtet von aussagekräftigen Zahlen: Seit dem Ukraine-Krieg gab es eine Halbierung der ohnehin schon niedrigen Zahl der russischen Gäste.

Gleichzeitig sei aber die Zahl der Gäste mit zypriotischen und maltesischen Pässen leicht gestiegen. Allerdings sei die Anzahl so gering, dass sie kaum statistisch relevant sei.

Statistiken des Bundesamtes für Statistik BfS belegen diesen Trend jedoch: Seit 2022 werden in der Zentralschweiz deutlich mehr Übernachtungen durch Gäste aus Malta oder Zypern gezählt.

Im Vergleich dazu ist die Anzahl an Übernachtungen von Menschen mit russischem Pass stark zurückgegangen: von 26'000 im Jahr 2019 auf rund 8800.

Zweite Staatsbürgerschaft nur für Privilegierte

Eine zweite Staatsbürgerschaft ist jedoch nicht für alle Russinnen und Russen eine Option. Für einen maltesischen Pass musste im Jahr 2021 eine Investition von rund 1,5 Millionen Franken getätigt werden. Dadurch könnte es eine grosse Überschneidung mit den Menschen geben, die sanktioniert sind – denn diese besitzen häufig viel Geld.

Die Reise in die Schweiz ist für russische Bürger, die keinen Sanktionen unterliegen, jedoch komplizierter geworden. Seit September 2022 müssen sie ein Visum beantragen und können nicht mehr von den ehemals bestehenden Visa-Erleichterungen profitieren. Zudem wurden Direktflüge ausgesetzt, was die Anreise zusätzlich erschwert.

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