Die Insolvenzen in Westeuropa haben den höchsten Stand seit sieben Jahren erreicht.
Insolvenz
Immer mehr Firmen in Westeuropa gehen pleite. (Symbolbild) - dpa

Die Insolvenzzahlen in Westeuropa erreichen den höchsten Wert seit sieben Jahren. Die Gründe sind vielfältig. Doch in einigen Ländern sinkt die Zahl der Pleiten auch.

Insgesamt haben im vergangenen Jahr knapp 170'000 Firmen Insolvenz angemeldet. Das ist ein Plus von einem Fünftel. Dies teilte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Dienstag in Neuss mit.

Übertrifft Niveau vor Coronapandemie

Die Zahlen übertrafen damit erstmals wieder das Niveau vor der Coronapandemie und lagen so hoch wie zuletzt 2016. «Das Insolvenzgeschehen im vergangenen Jahr stand im Zeichen der Rezession. Inflation, Zinsen, Energiekosten und auch die Nachwehen von Corona haben viele Unternehmen massiv belastet. Jetzt sehen wir die Auswirkungen auch deutlich in den Zahlen», sagte der Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch.

Besonders stark war der Anstieg in den Wirtschaftszweigen Handel (+24,8 Prozent) und Bau (+21,7 Prozent). Mit mehr als 68'000 Insolvenzen im Dienstleistungsgewerbe und gut 52'000 im Handel sei das Insolvenzgeschehen in Europa vorrangig von diesen beiden Wirtschaftssektoren geprägt, heisst es in der Studie. Vor allem die Konsumzurückhaltung infolge von gestiegenen Preisen und hohen Zinsen habe sich für die Unternehmen als Belastung erwiesen.

Starke Anstiege in den Niederlanden und Frankreich

In Deutschland kletterte die Zahl der Insolvenzen um mehr als 20 Prozent. Ausserordentlich gross war der Anstieg in den Niederlanden (plus 54,9 Prozent) und in Frankreich (plus 35,6 Prozent). Rückgänge gab es nur in Dänemark, Luxemburg, Spanien und Portugal.

Für 2024 prognostizierte Creditreform-Experte Hantzsch eine weitere Zunahme der Insolvenzen. Einen Ausblick auf die Entwicklung der kommenden Jahre liefere die Finanzkrise 2009. «Trotz wirtschaftlicher Erholung blieben die Zahlen damals für lange Zeit auf einem hohen Niveau.»

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