Seit 1932 ist Zürich Sitz des Weltfussballverbandes Fifa. Doch nun könnten sich die Dinge ändern: Eine vorgeschlagene Änderung der Statuten lässt aufhorchen.
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Der Fifa-Hauptsitz in Zürich. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zürich ist als Hauptsitz in den Statuten des Weltfussballverbands Fifa festgeschrieben.
  • Diese Bestimmung könnte am Freitag im Rahmen des Fifa-Kongresses in Bangkok wegfallen.
  • Dies würde einem Wegzug Tür und Tor öffnen. Die Fifa bestreitet aber konkrete Umzugspläne.
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Beim bevorstehenden Fifa-Kongress in Bangkok könnte ein kleines Traktandum grosse Konsequenzen haben, wie die «NZZ» berichtet: Das Gremium wird über eine für das Fifa-Hauptquartier entscheidende Änderung der Fifa-Statuten abstimmen.

Fifa Zürich Umzug Hauptsitz
Unmittelbar vorher wird das Gremium über eine vorgeschlagene Änderung der Fifa-Statuten abstimmen, die einem möglichen Umzug des Hauptsitzes aus Zürich Tür und Tor öffnen würde. (Symbolbild) - keystone

Bisher hielten die Fifa-Statuten nämlich eindeutig fest: «Der Sitz der Fifa ist in Zürich (Schweiz)». Darüber hinaus wird bereits im ersten Absatz festgehalten, dass der Weltfussballverband im Handelsregister des Kantons Zürich eingetragen ist. Wenn am Freitag allerdings mindestens 75 Prozent der Delegierten dem Antrag zustimmen, könnten die direkten Bezüge zur Schweiz sofort wegfallen.

Schleichende Entfremdung unter Gianni Infantino

Unter der Führung von Gianni Infantino hat die Zentrale in Zürich an Bedeutung verloren: Der Fifa-Präsident lebte zeitweise mit seiner Familie in Doha. Unter seiner Ägide eröffnete die Fifa überdies Niederlassungen in Paris und Singapur. Gleiches gilt für neu geschaffene Tochtergesellschaften in Moskau, Sydney, Mexiko-Stadt, Wilmington (USA) und Victoria (Kanada).

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Die Fifa-Statuten halten fest, dass der Sitz in Zürich ist. Darüber hinaus wird festgehalten, dass der Weltfussballverband im Handelsregister des Kantons Zürich eingetragen ist. (Symbolbild)
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Unter der Führung von Gianni Infantino hat die Zentrale in Zürich Bedeutung eingebüsst: Der Fifa-Präsident lebte zeitweise in Doha – es fand eine schleichende Entfremdung statt. (Archivbild)
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Wenn am Freitag mindestens 75 Prozent der anwesenden Delegierten dem Antrag zustimmen, könnten sämtliche direkten Bezüge zur Schweiz wegfallen, was einen Umzug ermöglicht. (Symbolbild)
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Den Standortwechsel müsste Infantino nicht selbst vorschlagen: Stattdessen könnte einer der nationalen Verbände in die Bresche springen: Der Präsident könnte die Distanz wahren. (Archivbild)
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Dieses Vorgehen würde Infantino entsprechen: Die Weltmeisterschaft alle zwei Jahre auszutragen, hatte er nicht selbst vorgeschlagen – obwohl er hinter den Kulissen dafür war. (Symbolbild)
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Dieses Vorgehen würde Infantino entsprechen: Die Weltmeisterschaft alle zwei Jahre auszutragen, hatte er nicht selbst vorgeschlagen – obwohl er hinter den Kulissen dafür war. (Symbolbild)

Überdies fand unter Infantino bereits eine signifikante Verlagerung von Arbeitsplätzen nach Miami im US-Bundesstaat Florida statt: Ab August sollen dort die Rechtsabteilung, die interne Revision und das Risikomanagement des Weltfussballverbandes ansässig sein.

Diese Entscheidung sorgte bei den Mitarbeitern für erheblichen Widerstand. Die damalige Generalsekretärin versuchte den Wechsel damals mit einer Fortsetzung der Vision, «den Fussball wirklich global zu machen», zu verkaufen.

Fifa bestreitet konkrete Umzugspläne

Trotz dieser Anzeichen bestreitet die Fifa jegliche Umzugspläne: Gegenüber der «NZZ» erklärt ein Mediensprecher, dass es sich lediglich um eine Aktualisierung der Statuten handle. Diese würde vorgeschlagen, um klarzustellen und zu bestätigen, dass der Kongress als ultimativer Entscheidungsträger den Verbandssitz bestimme.

Dass der Kongress die Entscheidung über den Standort trifft, ist brisant: Üblicherweise werden von der Fifa-Spitze vorgeschlagene Änderungen nämlich mit überwiegenden Mehrheiten angenommen. In der Regel winken die 211 Mitgliedsverbände solche Vorschläge einfach durch – zu gross ist ihre Abhängigkeit von der Zentrale.

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Mitte-Partiepräsident und Nationalrat Gerhard Pfister würde sich über einen Wegzug der Fifa freuen, wie er auf X schreibt. - Screenshot X

Erste Stimmen aus der Schweizer Politik haben sich bereits zu den Umzugsgerüchten geäussert: Für Mitte-Parteipräsident Gerhard Pfister kann derselbe gar nicht schnell genug kommen. Es sei das erste Mal, dass er Gianni Infantino hundertprozentig unterstützen könne, schreibt er auf X (ehemals Twitter).

Geschicktes Manöver von Gianni Infantino?

Auf diese Weise könnte Fifa-Präsident Infantino ein geschicktes Manöver ermöglichen: Einen allfälligen Standortwechsel müsste er nicht selbst vorschlagen. Stattdessen könnte einer der zahlreichen nationalen Verbände in die Bresche springen und den Antrag stellen.

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Dieses Vorgehen würde Infantino entsprechen: Die Weltmeisterschaft alle zwei Jahre auszutragen, hatte er nicht selbst vorgeschlagen – obwohl er hinter den Kulissen dafür war. (Symbolbild) - keystone

Ein solches Vorgehen würde Infantino entsprechen und wäre keine Neuheit für den Fifa-Präsidenten: Auch den Vorschlag, die Weltmeisterschaft alle zwei Jahre auszutragen, hatte Infantino nicht selbst gemacht – sympathisierte aber mit der Idee: Stattdessen hatte der Verbandspräsident aus Saudi-Arabien die Idee aufs Parkett gebracht. Infantino wiederum konnte beteuern, er habe mit dem Antrag nichts am Hut.

Bei der symbolischen Streichung von Zürich aus den ersten Absätzen der Fifa-Statuten war es ähnlich: Offiziell entstand die Idee in einer Arbeitsgruppe. Sie wurde vom interimistischen Generalsekretär Mattias Grafström in einem Schreiben an die Mitgliedsverbände bekannt gemacht.

Würdest du es gut finden, wenn die Fifa ihren Hauptsitz aus der Schweiz verschiebt?

Sollte es dazu kommen, könnte Infantino am Ende des Prozesses sagen: Er hätte diese jüngste Episode des schleichenden Entfremdungsprozesses zwischen Fifa und Zürich nicht nötig gehabt. Stattdessen könnte er auf den Mehrheitswillen der Organisation verweisen.

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