Die Rhätische Bahn verzeichnete 2023 einen Rekord. Noch nie zuvor beförderte die Bündner Schmalspurbahn so viele Passagiere und Fahrzeuge.
Die Rhätische Bahn hat 2021 einen Verlust von 6,9 Millionen Franken eingefahren. (Archivbild)
2023 war für die Rhätische Bahn ein Rekordjahr. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/VALENTIN FLAURAUD
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2023 war für die Rhätische Bahn ein Rekordjahr. Noch nie transportierte die Bündner Schmalspurbahn so viele Fahrgäste und Autos. Zum Corona-Nachholeffekt gesellten sich weitere positive Faktoren. Dafür kämpfte die Bahn mit einem Mangel an Lokomotivpersonal.

Die bisherigen Spitzenwerte aus dem Jahr 2019, dem letzten Jahr vor der Coronapandemie, seien teilweise deutlich übertroffen worden. Das erklärten die Verantwortlichen der Rhätischen Bahn (RhB) anlässlich der Präsentation der Jahresbilanz am Dienstag vor den Medien in Chur. «Es war ein Jahr mit viel geschäftlichem Sonnenschein und dennoch nur wenig Schatten», erklärte Verwaltungsratspräsident Mario Cavigelli.

Rekord: 16 Millionen Fahrgäste

2023 als erstes Jahr ohne Corona-Restriktionen brachte mit fast 16 Millionen Fahrgästen einen Rekord im Personenverkehr. Das sind 14 Prozent mehr als 2019. Insbesondere die touristischen Panoramazüge und andere freizeitorientierte Bahnverbindungen trugen zu dieser Entwicklung bei. Gegenüber 2022 explodierten etwa die Passagierzahlen des Bernina Express um 43 Prozent auf 350'000.

Entsprechend positiv fiel die Ertragsentwicklung aus. Der Verkehrsertrag lag 18 Prozent über demjenigen von 2019 und erreichte 118 Millionen Franken. Es resultierte beim Personenverkehr, dem mit Abstand wichtigsten Unternehmenssegment, ein vergleichsweise hoher Gewinn von 9,4 Millionen Franken.

Zudem transportierte die RhB am Autoverlad Vereina mit 535'000 so viele Fahrzeuge wie noch nie. Defizitär war aber der Güterverkehr. Unter dem Strich weist die RhB-Gruppe einen Gewinn von insgesamt 13 Millionen Franken aus.

Investieren jeden Tag eine Million Franken

Die Bahn investiere jeden Tag fast eine Million Franken in die Infrastruktur und das Rollmaterial, erklärte Cavigelli. «Dass dennoch schwarze Zahlen resultieren, erfüllt uns mit Genugtuung», sagte der Verwaltungsratspräsident. RhB-Direktor Renato Fasciati sieht neben einem Corona-Nachholeffekt weitere Gründe für das starke Passagierwachstum. Ein Erfolgsfaktor sei die Modernisierung des Rollmaterials, erklärte er der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Die neuen Züge seien etwa dank WLAN attraktiv für Menschen, die während der Fahrt arbeiten wollen. Weiter habe die RhB auf mehreren Strecken das Angebot ausgebaut. «Zudem hatten wir 2022 weltweit eine unglaubliche Wahrnehmung», sagte Fasciati. Der gelungene Weltrekordversuch mit dem längsten Passagierzug der Welt sei von 600 Millionen Menschen bemerkt worden.

Belastung des Personals gestiegen

Bei den erzielten Wachstumszahlen gebe es selbstverständlich «Wachstumsschmerzen», erklärte der Direktor. Die Belastung des Personals sei gestiegen. Zudem lief die Rhätische Bahn letztes Jahr in einen akuten Mangel an Lokführerinnen und Lokführern hinein, der ihr voraussichtlich noch bis Ende 2024 zu schaffen machen wird.

Neben dem Geschäftswachstum waren eine erhöhte Fluktuation und häufigere Absenzen die Ursachen für den Personalmangel. Die bereits letztes Jahr lancierte Ausbildungsoffensive wird erst gegen Ende des Jahres Früchte tragen. Dies, wenn 40 bis 50 neue Lokführerinnen und Lokführer zu den aktuell etwa 250 dazustossen.

Dennoch seien die Aussichten für das laufende Jahr positiv. Das Passagierwachstum sei zwar abgeflacht, setze sich aber fort, erklärte Verwaltungsratspräsident Cavigelli. «Wir gehen davon aus, dass die Erträge über den Erwartungen sein werden», sagte er.

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