Vor zwei Jahren tötete eine psychisch kranke Frau im Wahn ihren Ehemann im Berner Oberland. Nun entscheidet ein Gericht über die Massnahmen.
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Der Hammer eines Richters. - Keystone

Die Frau, die vor fast zwei Jahren in Lauterbrunnen im Kanton Bern ihren Ehemann erstochen hat, leidet an einer schweren psychischen Krankheit. Zu diesem Schluss kommt ein forensisches Gutachten, das der mutmasslichen Täterin Schuldunfähigkeit attestiert. Das Regionalgericht Berner Oberland entscheidet in diesen Tagen über eine stationäre Massnahme.

Die 60-jährige Frau leidet laut Gutachten seit mehreren Jahren an einer Schizophreniespektrumsstörung. Zum Tatzeitpunkt im August 2022 sei sie der wahnhaften Überzeugung gewesen, von ihrem Ehemann vergiftet zu werden.

Hohe Wahrscheinlichkeit für weitere Delikte ohne Therapie

Der Wahn sei systematisiert, weitgehend ausgebaut, strukturiert und ausgereift, heisst es im Gutachten. Die Prognosen seien ungünstig. Ohne adäquate Therapie bestehe eine deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeit für weitere Gewaltdelikte.

Bei der Frau fehle die Krankheitseinsicht, und sie beziehe die Einnahme von Medikamenten in ihr Wahnsystem mit ein. Sie könne für einen breit gefassten Personenkreis wie Bezugspersonen, Ärzte, Therapeuten, Bekannte oder Nachbarn zu einer Gefahr werden, wenn sie diese ebenfalls in ihren Wahn integriere.

Eine ambulante Behandlung allein könne die Gefahr weiterer Taten nicht reduzieren, schreibt die Staatsanwaltschaft unter Berufung auf das Gutachten.

Die Staatsanwaltschaft stellt dem Gericht den Antrag, die Frau im Rahmen einer stationären Massnahme in eine geschlossene psychiatrische Klinik einzuweisen.

Frau erstach Ehemann nach Auseinandersetzung

Die Gerichtsverhandlung, die am 1. Mai beginnt, findet weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Einzig das Urteil verkündet das Regionalgericht Berner Oberland am 6. Mai öffentlich.

Mitte August 2022 war es im Haus der Ehegatten in Lauterbrunnen zu einer zunächst verbalen Auseinandersetzung, dann zu einer Rangelei gekommen. Die Frau ergriff schliesslich ein Messer und stach auf ihren Partner ein.

Der Mann, der damals Gemeindepräsident von Lauterbrunnen war, erlitt 58 Stich- und Schnittverletzungen, an denen er starb. Die Ehefrau ist geständig.

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